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streuen. Dies übernahm ein Kleinschmied aus dem Meinhardshofe. Das Gerücht
aber sagte, der Rat hielte die Gildemeister bei den Brüdern fest und wolle sie
töten. Bald vernahmen die Burmeistert) das Gerücht; sie riefen dem Rate im
Remter zu, die Gemeinde komme gelaufen und wolle den Rat erschlagen. Trotz-
dem ging ein jeder nach Hause, um zu essen. An demselben Tage hatten die
Gilden Morgensprache, und waren Schuster und Gerber auf dem Schuhhofe ver-
sammelt. Dahin kamen ihre Gildemeister aus der Zusammenkunft bei den Brüdern
und berichteten ihnen den Handel.
Dicht bei dem Schuhhofe wohnte in dem Hause zu den Sieben Türmen der
Bürgermeister Tile vam Damme. Dies Haus griffen die Schuhmacher und Gerber
an. Hierauf lief ihnen das Volk der Gemeinde zu und steckte das Haus in Brand.
Da ließ sich Tile in ein Nachbarhaus bringen; denn er hatte das Podagra in den
Füßen. Hier fand er im geheimen Gemach ein Versteck. Mittlerweile trug man
sein Eigentum aus dem Hause, riß man seinem Weibe und seinen Kindern die
Kleider vom Leibe und stieß sie nackt aus dem Hause Die Menge des
Volkes vor Tile vam Dammes Haus wuchs immer mehr an, und niemand war
da, der ihr steuerte oder steuern wollte. Ja, es befanden sich unter ihr viele von
den angesehenen Bürgern, die dem Volke günstig gestimmt waren. Da ergriff
man auch den Bürgermeister vam Damme und schleppte ihn in den Hagen nach
dem Hause Ekermanns, welcher am Wassergraben nach der Katharinenpfarre
hin wohnte. Hier knebelte man ihn an eine Säule fest. Dann stürmten
sie wieder hinaus wie die tollen Sauen. Die Tore der Stadt aber wurden
fest geschlossen. So wurden noch mehrere Bürgermeister und die reichen
Leute aus den Geschlechtern ergriffen. Man warf sie in den Diebeskeller,
sonderlich den Bürgermeister Ludolf von Ingeleben im Hagen; den setzten sie
in den Keller der Altstadt. Alle wurden beschatzt und ihres Leibes und Gutes
beraubt
Dies trug sich am Montage zu. Mittwoch darnach kamen sie mit großem
Hochmut und Prahlen mit den zwei Bürgermeistern Tile vam Damme und
Hans vom Himstede und zogen mit ihnen auf den Hagenmarkt, und sie ließen
ihnen das Haupt abschlagen auf weißen braunschweigischen Laken. Sie aber hatten
solches nicht verschuldet; es geschah ihnen dies mit Gewalt. Hierauf zogen sie mit
zwei anderen Bürgermeistern, Hermann vom Gustede und Hennig Luzeken, in die
Neustadt vor den Weinkeller und ließen ihnen hier die Köpfe abschlagen. Und
zwei Bürgermeister ließen sie vor ihren eigenen Häusern töten, Hans von
Gottinge und Brun von Gustede
Viele von den reichen Leuten waren über die Mauer entkommen; die ver-
bannten sie, wie auch die, welche sie noch gefangen sitzen hatten. Etliche ließen
sie schwören, sich von der Stadt bis auf zehn Meilen fern zu halten. Von diesen
Eiden erlöste sie der Papst, weil sie in Lebensnot geschworen hatten. Einige
wurden von ihnen begnadigt; sie wurden eingelegt und mußten schwören, sich in
ihren Häusern zu halten?). Ihr Gut wurde nachher abgeschattt
1) Als Bauermeister sind hier wahrscheinlich die Vorsteher der Dingpflichtigen eines
Gerichtsbezirks aufzufassen.
2) Sie erhielten Haft in ihren Häusern.