Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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und unrichtig, ja auch untreu gehandelt hat, in dessen Hand ich um Deinetwillen 
all meine Sachen also stellte, daß er Frieden gebieten sollte; ich wollte der 
Sachen ein Ende sein lassen und still schweigen, wenn meine Widersacher auch 
still wären. Welches er leicht mit einem Worte hätte können ausrichten. Da suckte 
ihn der Kitzel zeitlichen Ruhmes zu sehr, verachtete mein Anerbieten, unterstand 
sich, meine Widersacher zu rechtfertigen, ihnen nur länger Zaum zu lassen und mir 
zu widerrufen zu gebieten, des er keinen Befehl hatte. Also ist's geschehen durch 
seinen mutwilligen Frevel, daß die Sach ist seitdem viel ärger geworden, die zu 
der Zeit an einem guten Ort war. Darum, was weiter danach ist gefolgt, ist nit 
mein, sondern desselben Kardinals Schuld, der mir nit gönnen wollt, daß ich 
schweige, wie ich so höchlich bat. Was sollt ich da mehr tund? 
Darnach ist kommen Herr Carol von Miltitz, auch Deiner Heiligkeit Bot- 
schafter, welcher mit vieler Mühe hin und her reisend und allen Fleiß verwendend, 
die Sach wieder auf einen guten Ort zu bringen, davon sie der Kardinal hoch- 
mütig und freventlich verstoßen hatte, zuletzt durch Hilfe des Durchlauchtigsten, 
Hochgeborenen Kurfürsten Herzogs Friedrich zu Sachsen usw. zuwege gebracht 
etliche Male mit mir zu besprechen. Hie hab ich abermals mich lassen weisen und 
Deinem Namen zu Ehren zu schweigen, die Sach dem Erzbischof zu Trier oder 
Bischof zu Naumburg verhören und entscheiden zu lassen bewilligt, welches also 
geschehen und bestellt worden ist. Da solches in guter Hoffnung und Frieden 
stand, fället einher Dein größter rechter Feind, Johannes Eck, mit seiner 
Disputation zu Leipzig, die er hatte sich vorgenommen wider Doktor Karlstadt, 
und mit seinen wetterwendischen Worten findet er ein Fündlein von dem Papst- 
tum und kehret auf mich unversehens seine Fahnen und sein ganzes Heer und 
hat damit des vorgenommenen Friedens Vorschlag ganz zerstört. Indes wartet 
Herr Carolus), die Disputation ging vor sich, Richter wurden erwählet, ist aber 
nichts ausgerichtet, welches mich nit wundert. Denn Eck mit seinen Lügen, Send- 
briefen und heimlichen Praktikens) die Sache also verbittert, verwirret und zer- 
schellet, daß, auf welche Seite das Urteil auch gefallen wäre, ein größeres Feuer 
ohne Zweifel sich entzündet hätte. Denn er sucht Ruhm und nit die Warheit. 
Also hab ich allezeit getan, was mir ist auferlegt worden, und nichts nachgelassen, 
das mir zu tun gebührt hat. Ich bekenne, daß aus dieser Ursach nit ein klein Teil 
des römischen unchristlichen Wesens ist an den Tag kommen; aber was daran 
verschuldet, ist nit meine, sondern Ecks Schuld, welcher einer Sach sich unter- 
wunden, der er nit Manns genug gewesen, und durch sein Ehrsuchen die 
römischen Laster in aller Welt zu Schanden gesetzt hat. 
Dieser ist, hl. Vater Leo, Dein und des römischen Stuhles Feind. Von 
seinem einzigen Exempel mag ein jedermann lernen, daß kein schädlicherer Feind 
sei denn ein Schmeichler. Was hat er mit seinem Schmeicheln angerichtet, denn 
nur solches Unglück, das kein König hätt mögen zuwege bringen. Es stinkt itzt 
übel des römischen Hofes Name in aller Welt; die päpstliche Acht ist matt, die 
römische Unwissenheit hat ein böses Geschrei. Das alles wäre nicht gehört worden, 
so Eck Carols und meinen Vorschlag des Friedens nit hätte verrückt. Welches er 
auch nu selbst empfindet und, wiewohl zu langsam und vergebens, unwillig ist 
über meine ausgegangenen Büchlein. Das sollt er vorher bedacht haben, da er 
nach dem Ruhm wie ein mutiges geiles Roß wieherte und nichts mehr denn das 
i) Miltitz. 
*) Kniffen.
	        
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