Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

— 201 — 
122. 
Die deutschen Fürsten gegen Wallenstein. 
1630. 
Quelle: Klagen der Fürsten über Wallenstein auf dem Kurfürstentag 
zu Regensburg 1630. 
Fundort: Theatrum Europaeum a. a. O. Bd. 2. S. 182—183. 
Die Kurfürsten gaben genugsam zu verstehen, daß an den trübseligen Zeiten, 
an Schanden und Lastern, greulichen und unerhörten Kriegsdrangsalen, so täglich 
vorkämen, der neue Herzog aus Mecklenburg als General über die kaiserliche Armee 
einzig und allein die Ursache wäre, indem man demselben ohne der Stände Be- 
willigung eine solche Gewalt aufgetragen, die noch kein einziger vor ihm gehabt 
hätte. So wäre auch das unsägliche geworbene Kriegsvolk zu nichts dienlich, als 
das allgemeine Vaterland zu verwüsten. Überdies hätte man die mit Kriegsmacht 
überzogen, wider die solches niemals beschlossen worden. Die Kontributionen 
wären nach des Herzogs eigenem Wohlgefallen angesetzt und mehr als barbarischer- 
weise den Leuten abgezwungen worden. Weiter ward bestätigt, daß Kurbranden- 
burg allein diese wenigen Jahre her nur an Kontribution auf die 20 Millionen 
Gulden hergeschossen hätte. Nicht weniger hat man sich zum höchsten beschwert 
wegen der großen Pracht, so der Herzog samt seinen Obersten und Befehlshabern 
sowohl an Kleidung, goldenem und silbernem Geschirr als auch an schönen und 
köstlichen Pferden verübt und getrieben. 
Sonst kamen auch von anderen Fürsten und Ständen des Reichs, so teils 
persönlich erschienen, teils ihre Abgesandten dahin schickten, unterschiedliche Klagen 
über die Kriegsdrangsale und die Grausamkeiten der Soldaten ein. Sonderlich 
haben die pommerschen Abgesandten nachfolgendes im Namen ihrer Fürsten der 
kaiserlichen Majestät übergeben: 
Es zweifle der Herzog in Pommern nicht, Ihre kaiserliche Majestät würde 
noch im Gedächtnis haben, wie er zu unterschiedlichen Malen sich höflichst beklagt 
über die unerhörten Drangsale und unaussprechlichen Grausamkeiten, die wider 
ihn und seine Untertanen nunmehr fast drei Jahre durch die einquartierten Sol- 
daten verübt würden. Welche Last nunmehr so gar schwer geworden, daß er sie 
länger zu tragen nicht vermöchte. Denn obwohl er vermöge der Reichsverfassungen 
in keinewege verbunden wäre, ein Heer allein zu unterhalten, hätte er dennoch in 
seinem Herzogtume von J. kais. Maj. Armee nunmehr fast drei Jahre über ein- 
hundert und mehr Kompanien allein unterhalten, auch wohl daneben zuzeiten 
an fremde Orter Proviant liefern und allerhand beschwerliche Märsche täglich 
über seine Lande gehen lassen müssen. Daher denn die darauf gewandte Summe 
sich nunmehr und zwar allein in der fürstl. Stettinischen Regierung wohl auf 
10 Millionen Gulden erstrecke, wie zu jeder Zeit könne bewiesen werden. Durch 
wie beschwerliche Gewaltmittel aber die monatlich angeordneten Kontributionen 
von seinen Landsassen und Untertanen erpreßt worden, und was für Drangsale 
dabei verübet, und daß ein Teil der Offiziere die Eintreibung so scharf anzurichten 
befohlen, wenn auch die Einwohner kein Hemd auf dem Leibe behalten sollten. 
Ingleichen, was für Argernis vorgegangen mit Verhinderung des Gottesdienstes, 
Beraubung der Kirchen, Offnung der Gräber, allerhand Eingriffen in seine Hoheit, 
Entwaffnung der Untertanen, Schmälerung der fürstlichen Einkünfte, die nunmehr 
also abgenommen, daß er seinem fürstlichen Stande gemäß aus dem ganzen
	        
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