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122.
Die deutschen Fürsten gegen Wallenstein.
1630.
Quelle: Klagen der Fürsten über Wallenstein auf dem Kurfürstentag
zu Regensburg 1630.
Fundort: Theatrum Europaeum a. a. O. Bd. 2. S. 182—183.
Die Kurfürsten gaben genugsam zu verstehen, daß an den trübseligen Zeiten,
an Schanden und Lastern, greulichen und unerhörten Kriegsdrangsalen, so täglich
vorkämen, der neue Herzog aus Mecklenburg als General über die kaiserliche Armee
einzig und allein die Ursache wäre, indem man demselben ohne der Stände Be-
willigung eine solche Gewalt aufgetragen, die noch kein einziger vor ihm gehabt
hätte. So wäre auch das unsägliche geworbene Kriegsvolk zu nichts dienlich, als
das allgemeine Vaterland zu verwüsten. Überdies hätte man die mit Kriegsmacht
überzogen, wider die solches niemals beschlossen worden. Die Kontributionen
wären nach des Herzogs eigenem Wohlgefallen angesetzt und mehr als barbarischer-
weise den Leuten abgezwungen worden. Weiter ward bestätigt, daß Kurbranden-
burg allein diese wenigen Jahre her nur an Kontribution auf die 20 Millionen
Gulden hergeschossen hätte. Nicht weniger hat man sich zum höchsten beschwert
wegen der großen Pracht, so der Herzog samt seinen Obersten und Befehlshabern
sowohl an Kleidung, goldenem und silbernem Geschirr als auch an schönen und
köstlichen Pferden verübt und getrieben.
Sonst kamen auch von anderen Fürsten und Ständen des Reichs, so teils
persönlich erschienen, teils ihre Abgesandten dahin schickten, unterschiedliche Klagen
über die Kriegsdrangsale und die Grausamkeiten der Soldaten ein. Sonderlich
haben die pommerschen Abgesandten nachfolgendes im Namen ihrer Fürsten der
kaiserlichen Majestät übergeben:
Es zweifle der Herzog in Pommern nicht, Ihre kaiserliche Majestät würde
noch im Gedächtnis haben, wie er zu unterschiedlichen Malen sich höflichst beklagt
über die unerhörten Drangsale und unaussprechlichen Grausamkeiten, die wider
ihn und seine Untertanen nunmehr fast drei Jahre durch die einquartierten Sol-
daten verübt würden. Welche Last nunmehr so gar schwer geworden, daß er sie
länger zu tragen nicht vermöchte. Denn obwohl er vermöge der Reichsverfassungen
in keinewege verbunden wäre, ein Heer allein zu unterhalten, hätte er dennoch in
seinem Herzogtume von J. kais. Maj. Armee nunmehr fast drei Jahre über ein-
hundert und mehr Kompanien allein unterhalten, auch wohl daneben zuzeiten
an fremde Orter Proviant liefern und allerhand beschwerliche Märsche täglich
über seine Lande gehen lassen müssen. Daher denn die darauf gewandte Summe
sich nunmehr und zwar allein in der fürstl. Stettinischen Regierung wohl auf
10 Millionen Gulden erstrecke, wie zu jeder Zeit könne bewiesen werden. Durch
wie beschwerliche Gewaltmittel aber die monatlich angeordneten Kontributionen
von seinen Landsassen und Untertanen erpreßt worden, und was für Drangsale
dabei verübet, und daß ein Teil der Offiziere die Eintreibung so scharf anzurichten
befohlen, wenn auch die Einwohner kein Hemd auf dem Leibe behalten sollten.
Ingleichen, was für Argernis vorgegangen mit Verhinderung des Gottesdienstes,
Beraubung der Kirchen, Offnung der Gräber, allerhand Eingriffen in seine Hoheit,
Entwaffnung der Untertanen, Schmälerung der fürstlichen Einkünfte, die nunmehr
also abgenommen, daß er seinem fürstlichen Stande gemäß aus dem ganzen