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lagen Bruchstücke von Waffen und Gliedmaßen von Pferden; zugleich hingen an Baum-
stämmen angeheftet die Köpfe. In den nahen Hainen fand man die barbarischen
Altäre, an denen sie die Tribunen und Centurionen erster Ordnung!) hingeschlachtet
hatten. — Und die, welche übriggeblieben waren von jener Niederlage, aus der
Schlacht oder den Fesseln entkommen, berichteten: hier seien die Legaten 1) gefallen,
dort die Adler ihnen entrissen; wo Varus die erste Wunde beigebracht ward, wo er
durch seine unselige Rechte und eigenen Stoß den Tod fand, von welcher Erhöhung
herab Arminius redete, wie viele Galgen für die Gefangenen angelegt wurden,
wie viele Gruben), und wie er die Feldzeichen und Adler frech verspottete.
62. So brachte denn das anwesende römische Heer sechs Jahre nach der
Niederlage der drei Legionen Gebeine, und da keiner unterscheiden konnte, ob
er fremde oder der Seinen Reste mit Erde bedeckte, allesamt wie Verbündete,
wie Verwandte zur Ruhe, mit gesteigertem Zorn gegen die Feinde, tief betrübt
zugleich und tief erbittert. Die erste Rasensode bei Errichtung des Grabhügels
legte der Cäsar: den Toten ein willkommener Dienst, den Anwesenden ein
Zeichen, wie sehr er ihren Schmerz teilte. — Tiberius billigte dies nicht: sei
es, weil er bei Germanikus alles mißgünstig auslegte, sei es, weil er glaubte,
das Heer wäre durch das Bild der Erschlagenen und Unbestatteten träger gemacht
zur Schlacht und zaghafter gegen die Feide
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Der Rückzug Cäcinas.
15 nach Christo.
Quelle: P. Cornelius Tacitus, Jahrbücher (Lateinisch). I, 63—68.
Ülbersetzung: J. Horkel und W. Wattenbach a. a. O. 2. Abt. S. 25—29.
— Bald danachs) führte Germanikus das Heer wieder an die Ems und
brachte die Legionen auf Schiffen, wie er sie hingeschafft hatte, zurück . Cäcina,
der sein eigenes Heer führte, ward bedeutet, er sollte, wiewohl er auf bekannten
Wegen zurückmarschierte, die langen Brücken") so zeitig als möglich überschreiten.
1) Der Legat befehligte eine Legion. Die Militärtribunen und Centurionen erster
Ordnung waren höhere Offiziere. Ihre Bedeutung ist nicht ganz klar. Die Militärtribunen
standen zur Zeit der Republik an der Spitze der Legion; jetzt waren sie dem Legaten
unterstellt. Die Centurionen erster Ordnung führten vielleicht die Kohorten (1 Legion —
10 Kohorten = 60 Centurien = etwa 6000 Mann); vielleicht waren es auch die sechs Cen-
turionen der ersten Kohorte.
*) Wahrscheinlich wurden viele Gefangene lebendig begraben.
*) Unmittelbar nach dem Besuch des Schauplatzes der Varusschlacht ließ sich Ger-
manikus von Arminius in einen Hinterhalt locken; er kam zwar noch einigermaßen
glimpflich davon; aber er hielt es doch für vorteilhaft, an die Ems zurückzukehren, von
wo aus er diesen zweiten Vorstoß des Jahres 15 angetreten hatte. Sein Unterführer
Cäcina erhielt dabei die entsagungsreiche Aufgabe, den Abmarsch der Hauptmacht zu
decken. Die Kämpfe, die Cäcina nach Lösung seiner Aufgabe auf seinem Rückzuge zu
bestehen hatte, hat Tacitus überaus anschaulich und dramatisch geschildert; die Erzählung
gewährt wie kaum eine andere einen Einblick in die ganze grausenvolle Wildheit der
Kriegführung; sie zeigt zugleich, wie es den Römern so ganz unmöglich war, in den
Wäldern und Morästen Germaniens trotz mancher Siege festen Fuß zu fassen; sie deckt
aber auch mancherlei Schwächen der germanischen Kriegführung auf.
4) Vielleicht die sogenannten Bohlwege im Diepholzer Moor (zwischen Brägel und
Paradiek, nördlich von Diepholz im Hannoverschen).
W. u. O. Heinze-Kinghorst, Quellenlesebuch. I. - 2