Meinem Dater.
uf ragender Höhe rüstigen Schaffens trat der Tod zu Dir, nahm Dir am
Schreibtisch die Feder aus nimmermüder Hand und führte Dich aus Deiner
Familie, in der Du standest als lichtes Ideal Deines Trau= und Grabtextes:
„Glaube, Liebe, Hoffnung — aber die Liebe ist die größeste unter ihnen,“ in
das Reich der Verklärten. Um Deinen Grabhügel scharten sich Deine Schüler,
alte und junge Lehrer. Du warst ihnen mehr gewesen als ein Lehrer, hattest
ihnen mehr gegeben als Dein reiches Wissen: sie hatten in bildsamer Jugend-
zeit einen Blick tun dürfen in eine herzensgute und freundliche, wohin sie
trat, Licht und Leben spendende, offene und ehrliche, gerade und grundwahre
Persönlichkeit. Damals verlor Dich, wer Dich gekannt hatte.
Und doch! bist Du gleich unserem irdischen Auge entrückt, so hast Du
doch nicht aufgehört, weiter unter uns zu leben und zu wirken, Du licber
„Alfelder Geschichtsheinze“, wie Dich noch heute dankbaren Herzens das heran-
gewachsene Geschlecht Deiner Jünger und Schüler nennt. Die Saat, die Du
in langen, mühsam dem Dienst und dem öffentlichen Wirken abgerungenen
ernsten Arbeitsstunden ausgestreut hast, ist aufgegangen: die Zahl der Auflagen
Deiner Geschichtsbücher zeugt davon. Es war Dir nicht vergönnt, das wachsen
zu sehen, was Du einst in Liebe gepflanzt hast. Aber es ist gewachsen, ist ein
kräftiges Bäumchen geworden: Dein Werk, guter Vater! Und nun ist „Dein
Junge“ gekommen, hat das väterliche Handwerk erlernt und will, vereint mit
einem lieben und geschätzten Bekannten, Deine Erbschaft antreten. In Deinem
Geiste will er an Deinem Werke weiter schaffen und so eine tiefe Dankesschuld
an Dich abzutragen versuchen. Möge es gelingen, an Deinen Büchern die
Wahrheit des alten Trauer= und Trostwortes zu beweisen: „Selig sind die Toten,
die in dem Herrn sterben von nun an. Denn ihre Werke folgen ihnen nach!“
Otto Heinze.