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unauslöschliche Feuer brennen sehen. Auch wirft er große und kleine Steine aus,
und Lavaströme brechen aus seinem Innern hervor und wälzen sich die Abhänge
herab.) Am Fuß des Vesuvs sind Quellen mit trinkbarem Wasser, aus denen ein
Fluß namens Drakon entsteht, der bei Nuceria#) vorbeifließt. An den Ufern dieses
Flusses schlugen damals die beiden Heere ihre Lager auf. Der Drakon ist zwar
nur ein kleiner Fluß, aber für Reiter und Fußgänger nicht passierbar, da er in
einem engen, tiefen Bett einherfließt und seine Ufer außerordentlich abschüssig
sind. Ob das durch die vulkanische Natur des Bodens oder die Kraft des Wassers
bewirkt ist, vermag ich nicht zu sagen. Die Goten besetzten nun die Brücke, welche
über den Fluß führte, und hatten ihr Lager dicht an derselben. Sie wurde durch
hölzerne Türme und Maschinen aller Art, unter anderen auch durch sogenannte
Ballisten 2) befestigt, damit die Goten ihre Feinde durch Schüsse von oben be-
lästigen könnten. An ein Nahgefecht war nicht zu denken, da der Fluß, wie schon
bemerkt, die Gegner trennte; man trat nur so dicht wie möglich ans Ufer und
beschoß sich gegenseitig. Auch einige Zweikämpfe kamen vor, wenn ein Gote die
Brücke überschritt und dazu aufrief. So lagen die Heere zwei Monate einander
gegenüber. Und solange die Goten die See beherrschten und zu Schiff Lebens-
mittel heranschaffen konnten, vermochten sie standzuhalten, da ihr Lager vom Meer
nicht weit entfernt war. Bald aber bemächtigten sich die Römer der feindlichen
Schiffe durch den Verrat eines gotischen Mannes, der den Oberbefehl über die
ganze Flotte hatte, und außerdem kamen nun unzählige Schiffe für sie aus
Sizilien und den anderen Teilen des Reiches. Außerdem ließ Narses am Fluß-
ufer hölzerne Türme aufstellen, welche den Goten allen Mut benehmen mußten.
Deshalb geraten die Goten, die bereits Mangel an Lebensmitteln litten, in große
Bestürzung und ziehen sich auf einen Berg ganz in der Nähe zurück, den die
Römer auf Lateinisch „Mons Lactarius'"s) nennen. Dorthin konnten ihnen die
Römer nicht folgen. Aber die Barbaren sollten sofort bereuen, sich dorthin zurück
gezogen zu haben, da sie noch viel größeren Mangel leiden mußten und gar kein
Mittel hatten, für sich und die Pferde irgend etwas aufzutreiben. Deshalb schien
es ihnen besser, den Tod in offener Schlacht zu suchen, als Hungers zu sterben:
unerwartet rückten sie vor und machten plötzlich einen Angriff auf die Feinde.
Die Römer wehrten sich den Umständen gemäß, d. h. nicht in Reih und Glied
nach Schwadronen oder Regimentern unter richtigem Kommando, sondern bunt
durcheinander, ohne selbst die gegebenen Befehle hören zu können. Dennoch ver-
teidigten sie sich, so gut es ging, mit aller Kraft. Die Goten hatten ihre Pferde
laufen lassen und standen alle zu Fuß, mit der Front gegen den Feind, in einer
tiefen Phalanx. Als das die Römer sahen, stiegen sie ebenfalls ab und stellten
sich in derselben Formation auf.
Jetzt komme ich an die Beschreibung einer höchst denkwürdigen Schlacht und
des Heldenmuts eines Mannes, der in keiner Beziehung einem der sogenannten
Herven nachsteht"). Und zwar will ich von Tejas reden. Die Goten stachelte ihre
1) Nrceria ist das heutige Nocera, südöstlich vom Besuv.
G 4 Die Ballisten (deutsch Blyden) waren schwere Wurfgeschütze der Römer und
riechen.
2) Mons Lactarius bedeutet wörtlich Milchberg; er liegt östlich von der Trümmerstätte
des alten Stabiä, westlich von Nocera.
*) Man bedenke, daß es ein Feind des gotischen Volkes ist, der so schreibt.