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III.
Aus der Zeit der Merowinger und Karolinger.
13.
Chlodowechs Bekehrung zum Christentum.
496 (7). · "
Quelle:GregorvonTours,Zehn-BücherfrsänkischerGeschichte.(Lateinisch)I).
II, 30. 31.
Ubersetzung: Wilhelm v. Giesebrecht und Siegmund Hellmann, Zehn Bücher fränkischer Geschichte
von Bischof Gregorius von Tours. 4. Aufl. Siig 1911. Bd. 1. (Gesch. d. d. V. 2. Ausg. Rd. 8.)
106—109.
30. Die Königin aber ließ nicht ab, in Chlodowech zu dringen, daß er den
wahren Gott erkenne und ablasse von den Götzen; aber auf keine Weise konnte er
zum Glauben bekehrt werden, bis er endlich einst mit den Alemannen in einen
Krieg geriet: da zwang ihn die Not, zu bekennen, was sein Herz vordem ver-
leugnet hatte. Als die beiden Heere zusammenstießen, kam es zu einem ge-
waltigen Blutbad, und Chlodowechs Heer war nahe daran, völlig vernichtet zu
werden. Als er das sah, erhob er seine Augen zum Himmelz; sein Herz wurde ge-
rührt; seine Augen füllten sich mit Tränen, und er sprach: „Jesus Christ, Chrodi-
childe sagt, du seiest der Sohn des lebendigen Gottes, Hilfe sollst du den Be-
drängten, Sieg denen geben, die auf dich hoffen, — ich flehe dich demütig an
um deinen mächtigen Beistand. Gewährst du mir jetzt den Sieg über diese meine
Feinde, und erfahre ich jene Macht, die das Volk, das deinem Namen sich weiht,
an dir erprobt zu haben sich rühmt, so will ich an dich glauben und mich taufen
lassen auf deinen Namen. Denn ich habe meine Götter angerufen; aber sie
haben mich verlassen mit ihrer Hilfe. Ich meine daher, ohnmächtig sind sie, da sie
denen nicht helfen, die ihnen dienen. Dich nun rufe ich an, und ich verlange, an
dich zu glauben. Nur reiße mich erst aus der Hand meiner Widersacher.“ Und
da er solches sprach, wandten die Alemannen sich und fingen an zu fliehen. Als
sie aber ihren König getötet sahen, unterwarfen sie sich Chlodowech ) und sprachen:
„Laß, wir bitten dich, nicht noch mehr des Volks umkommen; wir sind ja dein.“
4) Gregor von Tours entstammte einer vornehmen römischen Familie, die der Kirche
mehrere Bischöfe gegeben hat. Im Alter von kaum 33 Jahren (573) wurde er Bischof
von Tours. Als solcher wirkte er mit großem Segen und hinterließ, als er im besten
Mannesalter im Jahre 594 starb, bei den Seinen ein dankbares Andenken. Er war
Augenzeuge jener bedeutenden Ereignisse und blutigen Kämpfe, die das Frankenreich in
der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts erfüllten. Was er selbst erlebte, suchte er der
Nachwelt zu übermitteln. Aus diesem Wunsch heraus schrieb er seine „Zehn Bücher
fränkischer Geschichtel. Ihnen verdanken wir fast ausschließlich alles, was wir über die
Geschichte der Merowinger bis 591 wissen. Ausführlich und wahr ist er für die Zeit, die
er selbst durchlebt hat. Für die frühere Zeit bringt er einen reich mit Sagen aus-
geschmückten Bericht. Auch seine Mitteilungen über Chlodowech, insonderheit auch die
beiden angeführten Begebenheiten, sind sagenhaft; nur ein Kern ist geschichtliche Wirklich-
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««)Fest«steht,daßChlodowechdieAlemannen unterworfen hat. Sonst ist alles höchst
unsicher. Die Annahmen, daß die entscheidende Schlacht im Jahre 496 und bei Zülpich,
südwestlich von Cöln, geschlagen ist, beruhen nur auf Vermutungen.