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nach Hause, indem er den Mann noch vielfach beschwor, niemandem von dieser
Sache etwas zu erzählen. Als er aber nach Hause gekommen war, suchte er die
Gnadenbriefe, welche ihm die genannte Königin erteilt hatte, überbrachte sie dem
Könige Chlothachar:) und meldete ihm, wie er von seinem Bischof lebendig dem
Grabe überliefert worden sei. Alle waren außer sich vor Entsetzen und sagten,
nimmer habe selbst ein Nero oder Herodes eine solche Schandtat vollführt, daß
ein Mensch von ihnen lebendig in das Grab gelegt wurde. Da kam denn auch der
Bischof Cautinus zum Könige Chlothachar; aber auf die Anklage des Priesters
wurde er überführt und ging beschämt von dannen. Der Priester aber erhielt vom
Könige einen Gnadenbrief, gewann für sein Eigentum jeden Schutz, den er nur
verlangte, erhielt sich im ruhigen Besitz desselben und hinterließ es seinen Nach-
kommen.
In Cautinus war überhaupt keine Spur von heiliger Gesinnung, nichts
Gutes. Von den Büchern, beides, den kirchlichen wie den weltlichen, verstand er
gar nichts. Die Juden2) hatten ihn gern, und er selbst hing an ihnen, nicht um
ihres Seelenheils willen, wie dies die Sorge eines guten Hirten hätte sein sollen,
sondern weil er Kostbarkeiten von ihnen erhandelte, und für diese bezahlte er,
wenn sie ihm schmeichelten und sich ganz offen als Speichellecker zeigten, noch
mehr, als sie wert waren.
17.
Die Kriegführung der Franken.
Um 555.
Quelle: Agathias, Von der Herrschaft Justinians (Griechisch)s). II, 5.
Übersetzung: Coste a. a. O. S. 359 und 360.
Die Bewaffnung dieses Volkes ist nur ärmlich und bedarf nicht der Hände
verschiedener Handwerker, sondern wenn etwas verdorben ist, bessern die Besitzer
es selbst aus. Panzer und Beinschienen kennen sie gar nicht; die meisten gehen
barhaupt einher, und nur wenige setzen für die Schlacht einen Helm auf. Brust
und Rücken sind nackt bis an die Hüften; von da aus gehen bis zum Knie Hosen
aus Leinen oder Leder. Nur wenige sind beritten, weil sie von alters her an den
Kampf zu Fuß gewöhnt und darin geübt sind. Am Schenkel tragen sie das
Schwert und an der linken Seite den Schild. Bogen, Schleuder oder andere
Waffen zum Fernkampf tragen sie nicht, sondern nur zweischneidige Axte und die
Angonen, die sie mit Vorliebe benutzen. Diese Angonen sind Speere von mittlerer
Größe, zum Schleudern und zum Stoß im Nahkampf gleich geeignet. Den größten
1) Gemeint ist Chlothachar I. (511—561), der jüungste Sohn Chlodowechs, der nach dem
Tode seiner Brüder und deren Söhne auf kurze Zeit (558—561) das ganze Frankenreich
unter sich vereinigte.
:„) Die Juden waren damals geriebene, schachernde Händler, die aber noch nicht den
Großhandel an sich bringen konnten, solange dieser dem Abendlande durch die Syrer ver-
mittelt wurde.
) Aogathias, ein oströmischer Rechtsanwalt zur Zeit Justinians, beschrieb die Er-
eignisse von 552—558. Von den fünf Büchern seines Werkes, das sich eng an die Ar-
beiten Prokops anschließt, interessieren uns nur die beiden ersten. Sie beschreiben die
Kämpfe, die Narses mit den letzten Ostgoten und ihren Bundesgenossen, den Alemannen
und Franken, zu bestehen hatte. Die Darstellung der fränkischen Kriegführung bezieht sich
also etwa auf die Mitte des 6. Jahrhunderts.