Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Teil derselben bedeckt der eiserne Beschlag, so daß das Holz kaum am untersten 
Ende hervorsieht; oben an der Spitze sind an beiden Seiten einige gebogene 
Spitzen, in der Form von Angelhaken, nach unten gekrümmt. Im Gefecht 
schleudert nun der Franke einen solchen Angon. Wenn er den Menschenleib trifft, 
dringt natürlich die Spitze ein, und es ist für den Getroffenen ebenso wie für 
einen anderen schwer, das Geschoß herauszuziehen; denn die Widerhaken, die im 
Fleisch stecken, leisten Widerstand und vermehren die Schmerzen, so daß der 
Feind, selbst wenn die Wunde an und für sich nicht tödlich war, doch zugrunde 
gehen muß. Wenn dagegen der Schild getroffen ist, so hängt der Speer von dem- 
seklben herab und bewegt sich gleichzeitig mit demselben, und das unterste Ende 
schleppt am Boden nach. Der Betroffene kann den Speer nicht herausziehen 
wegen der eingedrungenen Haken und auch nicht abhauen, da das Holz durch das 
umgelegte Eisen geschützt ist. Sieht das der Franke, so springt er schnell darauf 
und tritt auf den Lanzenschaft, so daß der Schild herabgedrückt wird, die Hand 
des Eigentümers nachgeben muß und Kopf wie Brust entblößt werden. Dann ist 
es ein Leichtes, den unbedeckten Gegner zu töten, entweder durch einen Axthieb 
auf den Kopf oder durch einen Stoß mit einem zweiten Speer in die Kehle. So 
ist die Bewaffnung der Franken, und dergestalt rüsteten sie sich zum Kampf. 
18. 
Bonifatius in Geismar. 
723. 
Quelle: Willibald, Leben des heiligen Bonifatius (Lateinisch)t). VI, 22 und 23. 
Übersetzung: Wilhelm Arndt, Leben des h. Bonifatius von Willibald. 2. Aufl. Leipzig 1888. 
(Gesch. d. d. BV. 2. Ausg. Bd. 13.) S. 30 und 31. 
22. Damals empfingen viele Hessen, die den katholischen Glauben an- 
genommen und durch die Gnade des siebengestalteten?) Geistes gestärkt waren, 
die Handauflegung; andere aber, deren Geist noch nicht erstarkt, verweigerten, des 
reinen Glaubens unverletzbare Wahrheiten zu empfangen; einige auch opferten 
heimlich Bäumen und Quellen; andere taten dies ganz offen; einige wiederum be- 
trieben teils offen, teils im geheimen Sehereien und Weissagungen, Wunder und 
Zauberformeln: andere dagegen beobachteten Zeichen und Vogelflug und pflegten 
die verschiedensten Opfergebräuches); andere dagegen, die schon gesunderen Sinnes 
waren, taten nichts von alledem. Mit dieser Rat und Hilfe unternahm er es, 
eine ungeheure Eiche, die mit ihrem alten Namen die Joviseiche :) genannt 
wurde, in einem Orte, der Geismar hieß, im Beisein der ihn umgebenden Knechte 
Gottes zu fällen. Als er nun, in seinem Geiste kühn entschlossen, den Baum zu 
fällen begonnen hatte, verwünschte ihn die große Menge der anwesenden Heiden 
  
1) Der Priester Willibald war ein jüngerer Zeitgenosse des Bonifatius. Er schrieb 
das Werkchen um das Jahr 768 in einer Zelle der St. Viktorskirche in Mainz. Zur Ab- 
sassung der Lebensbeschreibung veranlaßte ihn der Erzbischof Lullus von Mainz (gest. 786 
zu Hersfeld), der bekannte Schüler und Amtsnachfolger des Bonifatius; Lullus unterstützte 
seine Arbeit auch dadurch, daß er ihm reichliches Material bot. Aus diesem Grunde ist 
das Büchlein sehr wertvoll. 
:) Vgl. Jes. 11, 12: Es wird eine Rute aufgehen 
3) Vgl. Tacitus, Germania 10. » 
4)JupiteristderwestgermanischeDonat-(lat..lovisdies,frz.jeud1,ahd.donaress 
tag, nhd. Donnerstag). Dem Donar war die Eiche geweiht (vgl. S. 5. Anm. 6).
	        
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