Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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einzelnen Findern nach dem Hause!), in dem sie noch bis zum heutigen Tage dem 
Heil der Seelen dienen, zurückgesandtt 
38. Die Leiche des heiligen Bischofs wurde (später) nach der oben erwähnten 
Stadt Trecht geführt und dort beigesetzt und bestattet, bis von Mainz her einige 
fromme und im Herrn gläubige Brüder, die vom Bischof Lul, dem Nachfolger 
dieses heiligen Bischofs und Märtyrers Christi, gesandt waren, zu Schiff ein- 
trafen, um den Leichnam des seligen Mannes nach dem Kloster, das er bei seinen 
Lebzeiten erbaut und das nicht weit vom Ufer des Flusses, der die Fulda ge- 
nannt wird, liegt, zu schaffen. 
21. 
Karls des Großen Persönlichkeit. 
Quelle: Einhard, Das Leben Karls des Großen (Lateinisch) 2). Kapitel 22—26. 
Übersetzung: Otto Abel und W. Wattenbach, Kaiser Karls Leben von Einhard. 3. Aufl. Leipzig o. J. 
(Gesch. d. d. V. 2. Ausg. BVd. 16.) S. 31—36. 
22. Karl war von breitem und kräftigem Körperbau, hervorragender Größe, 
die jedoch das richtige Maß nicht überschritt; denn seine Länge betrug sieben 
seiner Füße. Der obere Teil seines Kopfes wär rund, seine Augen sehr groß und 
lebendig; die Nase ging etwas über das Mittelmaß; er hatte schöne weiße Haare 
und ein freundliches, heiteres Gesicht. So bot seine Gestalt, mochte er sitzen oder 
stehen, eine höchst würdige und stattliche Erscheinung, wiewohl sein Nacken dick und 
zu kurz, sein Bauch etwas hervortretend scheinen konnte; das Ebenmaß der anderen 
Glieder verdeckte das. Er hatte einen festen Gang, eine durchaus männliche 
Haltung des Körpers und einc helle Stimme, die jedoch zu der ganzen Gestalt 
nicht recht passen wollte; seine Gesundheit war gut, außer daß er in den vier 
Jahren vor seinem Tode häufig von Fiebern ergriffen wurde und zuletzt auch mit 
einem Fuße hinkte. Aber auch damals folgte er mehr seinem eigenen Gutdünken, 
als dem Rat der ärzte, die ihm beinahe verhaßt waren, weil sie ihm rieten, dem 
Braten, den er zu speisen pflegte, zu entsagen und sich an gesottenes Fleisch zu 
halten. Beständig übte er sich im Reiten und Jagen, wie cs die Sitte seines 
Volkes war; denn man wird nicht leicht auf Erden ein Volk finden, das sich in 
dieser Kunst mit den Franken messen könnte. Sehr angenehm waren ihm auch 
1) In dem „Hause“, d. h. im Kloster Fulda, werden noch heute Bücher gezeigt, die 
angeblich einst dem Bonifatius gehört haben. 
:) Der berühmte Biograph Karls d. Gr. wurde um 770 in Ostfranken geboren. 
Seine erste Bildung empfing er in der berühmten Schule des Klosters Fulda. Wegen 
seiner großen Fähigkeiten sandte ihn der Abt des Klosters an den königlichen Hof. Hier 
fand er an Karl selbst einen mächtigen Beschützer und treuen Freund. Er besaß vor 
allem bedeutende technische und architektonische Kenntnisse. Deshalb übertrug ihm der 
Kaiser die Leitung des Bauwesens. Seine Gemahlin Imma war von vornehmer Her- 
kunft, aber nicht, wie die Sage erzählt, eine Tochter Karls. 830 zog er sich vom Hofe 
zurück. Er lebte seitdem im Kloster Seligenstadt am Main, wo er im Jahre 840 starb. 
Die Lebensbeschreibung entstand einige Jahre nach Karls Tode. Daraus ist ihre ein- 
heitliche und abgerundete Gestalt verständlich. In allem Außerlichen ist sie eine Nach- 
ahmung der Kaiserbiographien des römischen Geschichtschreibers Sueton. Die Eigen- 
tümlichkeiten seines Helden schildert Einhard in denselben Ausdrücken, wie sie Sueton 
in bezug auf Augustus oder Titus gebrauchte. Durch dieses fremde Gewand und durch 
zahlreiche historische Fehler verliert die Arbeit an Wert. Immerhin ist der Kern deutsch, 
und die zahlreichen Handschriften, in der diese Lebensbeschreibung erhalten ist, bezeugen 
ihre Beliebtheit.
	        
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