Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

— 45 — 
Gold und Silber anfertigen und sie, sowie die priesterlichen Gewänder, in so 
großer Anzahl anschaffen, daß nicht einmal die Türsteher, die doch den untersten 
kirchlichen Grad bilden, beim Gottesdienst in ihrer gewöhnlichen Kleidung zu 
erscheinen brauchten. Auf die Verbesserung des Lesens und Singens in der Kirche 
wandte er große Sorgfalt. Denn in beiden Dingen war er sehr unterrichtet, wenn 
er auch selbst nicht öffentlich las und nur leise und im Chor sang. 
22 
Der Sachsenkrieg. 
772—04. 
Quelle: Einhard a. a. O. 7. 8. 
Ülbersexung: Otto Abel und W. Wattenbach a. a. O. S. 14—16. 
7. Kein Krieg, den das Volk der Franken unternahm, ist mit solcher Aus- 
dauer, Erbitterung und Anstrengung geführt worden, wie der sächsische; denn die 
Sachsen, die wie fast alle Völkerschaften Deutschlands wild von Natur, dem 
Götzendienst ergeben und gegen unsere Religion feindselig waren, hielten es für 
nicht unehrenhaft, göttliches und menschliches Recht zu übertreten und zu schänden. 
Dazu kamen noch besondere Umstände, die jeden Tag eine Störung des Friedens 
verursachen konnten: die Grenze zwischen uns und den Sachsen zog sich fast durch- 
aus ohne trennenden Zwischenraum in der Ebene hin, mit Ausnahme weniger 
Stellen, wo größere Waldungen oder dazwischenliegende Bergrücken eine scharfe 
Grenzlinie bildeten. So wollten Totschlag, Raub und Brandstiftungen auf beiden 
Seiten kein Ende nehmen. Dadurch wurden die Franken so erbittert, daß sie 
endlich ihren Schaden nicht mehr bloß heimgeben, sondern es auf offenen Krieg 
mit ihnen ankommen lassen wollten. Der Krieg wurde also begonnen und von 
beiden Seiten mit großer Erbitterung, jedoch mehr zum Nachteil der Sachsen als 
der Franken, dreiunddreißig Jahre lang ununterbrochen fortgeführt. Er hätte 
freilich früher zu Ende gebracht werden können, wenn nicht die Treulosigkeit der 
Sachsen gewesen wäre. Es ist schwer zu sagen, wie oft sie besiegt waren und 
flehentlich sich dem Könige unterwarfen, das ihnen Anbefohlene zu leisten ver- 
sprachen, die ihnen abgeforderten Geiseln ohne Zögern stellten und die zu ihnen 
geschickten Beamten aufnahmen; waren sie doch einigemale so geschwächt und 
heruntergebracht, daß sie selbst dem Götzendienst zu entsagen und den christlichen 
Glauben anzunehmen gelobten. Aber wenn sie einerseits mehrmals bereit waren, 
dem nachzukommen, so waren sie andererseits jedesmal sogleich eifrig bei der 
Hand, das Gegenteil zu tun, so daß es schwer zu sagen ist, ob man ihre Ge- 
neigtheit zu dem einen oder zu dem anderen mit größerem Rechte behaupten 
darf; denn seitdem der Krieg mit ihnen seinen Anfang nahm, ist kaum ein Jahr 
verflossen, in dem nicht ein solcher Wechsel mit ihnen vorging. Aber in seinem 
hohen Sinn und seiner in Glück und Unglück sich gleichbleibenden Beharrlichkeit 
ließ sich der König durch keinen Wankelmut von ihrer Seite ermüden, noch von 
dem, was er sich einmal vorgenommen hatte, abbringen. Vielmehr ließ er ihnen 
niemals ihr treuloses Verhalten ungestraft hingehen, sondern entweder zog er in 
eigener Person gegen sie zu Felde, oder schickte seine Grafen mit Heeresmacht 
gegen sie aus, um für ihr Tun Rache und eine gerechte Sühne zu nehmen. 
Zuletzt, nachdem er alle, die ihm Widerstand geleistet hatten, besiegt und unter- 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.