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Schar der vornehmsten Vasallen in dem Säulengange, welcher mit der Basilika
des großen Karl verbunden ist, und sie setzten den neuen Herrscher auf einen hier
errichteten Thron; hier reichten sie ihm die Hände!), gelobten ihm Treue und
Hilfe gegen alle seine Feinde und machten ihn so nach ihrem Brauche zum
Könige. Während dies von den Herzögen und den übrigen Beamten vorgenommen
wurde, erwartete der höchste Bischof mit der gesamten Priesterschaft und dem
ganzen niederen Volke unten in der Basilika den Aufzug des neuen Königs. Als
dieser eintrat, ging ihm der Erzbischof?) entgegen und berührte mit seiner Linken
die Rechte des Königs, während er selbst in der Rechten den Krummstab trug,
und angetan mit der Albe, geschmückt mit der Stola und dem Meßgewande,
schritt er vor bis in die Mitte des Heiligtums, wo er stehen blieb, und sich zu
dem Volke wendend, welches ringsumher stand — es waren nämlich in dieser
Basilika Säulengänge unten und oben im Kreise errichtet — so daß er von allem
Bolke gesehen werden konnte, sprach er so: „Sehet, hier stelle ich euch vor den
von Gott Erkornen und vom Herrn Heinrich früher bezeichneten, nun aber von
allen Fürsten zum Könige erhobenen Herrn Odda: wenn euch diese Wahl ge-
fällt, so bezeugt dies, indem ihr die rechte Hand zum Himmel emporhebt.“
Darauf hob alles Volk die Rechte in die Höhe und wünschte mit gewaltigem
Geschrei dem neuen Gebieter Heil und Segen. Sodann schritt der Erzbischof mit
dem Könige, welcher mit dem enganliegenden fränkischen Gewande bekleidet war,
hinter den Altar, auf welchen die königlichen Insignien gelegt waren, das Schwert
mit dem Zepter und das Diadem.. E selbst aber trat an den Altar, nahm hier
das Schwert mit dem Wehrgehenk und sprach, zum Könige gewendet: „Empfange
dieses Schwert und treibe mit ihm aus alle Widersacher Christi, die Heiden und
schlechten Christen, da durch Gottes Willen alle Macht des ganzen Frankenreiches
dir übertragen ist, zum bleibenden Frieden aller Christen.“ Sodann nahm er die
Spangen und den Mantel und bekleidete ihn damit. „Dies bis an den Boden
wallende Gewand“, sagte er, „möge dich erinnern, wie du vom Eifer im Glauben
entbrennen mögest und in Wahrung des Friedens verharren müssest bis in den
Tod.“ Sodann reichte er ihm Zepter und Stab und sprach: „Bei diesen Zeichen
mögest du gedenken, daß du mit väterlicher Zucht deine Untertanen leitest und vor
allen den Dienern Gottes, den Witwen und Waisen die Hand der Erbarmung
reichest, und möge niemals von deinem Haupte das Ol der Barmherzigkeit ver-
siegen, auf daß du jetzt und in Zukunft mit ewigem Lohne gekrönt werdest.“
Darauf wurde er alsbald mit dem heiligen Ole gesalbt und mit dem goldenen
Diadem gekrönt von den Bischöfen Hildiberht und Wiefrids), und da nun die
Weihe, wie sich gebührt, vollständig vollendet war, ward er von eben denselben
Bischöfen zum Thron geführt, zu welchem man auf einer Wendeltreppe hinan-
stieg, und der zwischen zwei marmornen Säulen von herrlicher Schönheit er-
richtet war, so daß er von hier aus alle sehen und von allen wiederum gesehen
werden konnte.
2. Nachdem man hierauf Gott gepriesen und das Meßopfer feierlich begangen
hatte, stieg der König in die Pfalz herab, trat sodann an eine marmorne, mit
königlichem Gerät geschmückte Tafel und setzte sich mit den Bischöfen und allem
des 8 Der Huldigende hielt während der Eidesleistung seine Hände zwischen den Händen
e nigs.
2) Erzbischof Hildeberht von Mainz.
2) Erzbischof von Cöln.