Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

— 74 — 
47. Dem Herzog Konrad nämlich, welcher tapfer kämpfte, ward durch die 
innere Glut der Sonnenwärme, welche an diesem Tage sehr heftig war, gewaltig 
heiß, und als er die Bänder gelöst hat und Luft schöpft, fällt er, von einem 
Pfeile durch die Kehle getroffen. Sein Körper wurde auf des Königs Befehl 
ehrenvoll bestattet und nach Worms geführt, und hier wurde dieser Mann, groß 
und ruhmvoll durch jegliche Tüchtigkeit der Seele wie des Körpers, begraben 
unter den Tränen und Klagen aller Franken. 
48. Die Anführer des Ungarnvolkes wurden gefangen vor Herzog Heinrich 
geführt und büßten mit einem schmählichen Tod, wie sie es verdient; sie wurden 
nämlich durch den Strang zum Tode gebracht. - 
49. Glorreich durch den herrlichen Triumph, wurde der König von seinem 
Heere als Vater des Vaterlandes und Kaiser begrüßt. Darauf ordnete er dem 
höchsten Gott Preis und würdige Lobgesänge in allen Kirchen an, trug dasselbe 
durch Boten seiner ehrwürdigen Mutter auf und kehrte unter Jubel und höchster 
Freude als Sieger nach Sachsen zurück, wo er von seinem Volke mit dem größten 
Wohlgefallen empfangen wurde. Denn eines solchen Sieges hatte sich keiner der 
Könige vor ihm in 200 Jahren erfreut 
41. 
Ottos I. Sieg über die Wenden. 
16. Oktober 955. 
Quelle: Widukind von Korvei a. a. O. III. 53—55. 
Übersetzung: Reinhold Schottin und W. Wattenbach a. a. O. S. 114—117. 
53. Voll Begier diesen Frevel1) zu rächen, drang der Kaiser, nachdem er schon 
den Sieg über die Ungarn gewonnen hatte, feindlich in das Gebiet der Barbaren 
ein. UÜber die Sachsen, die sich mit den Slawen verschworen hatten, beriet man 
sich, und das Urteil lautete, daß Wichmann und Ekberht für Landesfeinde zu 
erachten, die übrigen aber zu verschonen seien, wenn sie nämlich zu den Ihrigen 
zurückkehren wollten. Es erschien auch eine Gesandtschaft der Barbaren mit der 
Botschaft, die Bundesgenossen wollten ihren Zins entrichten, übrigens aber die 
Herrschaft in ihren Gebieten selbst behalten; unter dieser Bedingung wollten sie 
Frieden, sonst würden sie für ihre Freiheit mit den Waffen kämpfen. Darauf 
erwiderte der Kaiser, er verweigere ihnen zwar keineswegs den Frieden, könne 
ihnen denselben aber durchaus nicht gewähren, wenn sie die begangene Untat 
nicht durch gebührende Ehre und Buße fühnten, und so führte er, alles ver- 
heerend und verbrennend, das Heer durch jene Gebiete, bis er endlich am Flusse 
Raxa?), der wegen der Sümpfe sehr schwierig zu überschreiten ist, sein Lager 
aufschlug und hier von den Feinden umringt wurde. In seinem Rücken nämlich 
wurde der Weg durch ein Verhack von Baumstämmen versperrt und mit einem 
Haufen Bewaffneter besetzt; vorne war der Fluß und der an den Fluß stoßende 
Sumpf und die Slawen mit einem ungeheueren Heere, das den Kriegern sowohl 
1) Zur Zeit der Ungarngefahr (955) waren die Wenden unter Führung Wichmanns, 
eines sächsischen Edlen, der aus Haß gegen den Oheim Hermann Billung mit seinem 
Bruder Ekberht zu den Wenden übergegangen war, in das sächsische Grenzgebiet ein- 
gedrungen und hatten schrecklich gehaust. . . 
I)DieRaxaistentwedetdieRecknitz,oderdieRecke(d.i.detOberlaufdetElde); 
beide in Mecklenburg.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.