Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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die Arbeit, als den Marsch wehrte. Aber auch durch andere Beschwerden wurde 
das Heer gepeinigt, durch Krankheit ebensowohl, wie durch Hunger. Während 
solches vier Tage hindurch währte, wurde der Graf Gero zu dem Fürsten der 
Barbaren namens Stoinef gesandt, mit der Aufforderung, sich dem Kaiser zu 
ergeben; er werde ihn dadurch zum Freunde bekommen, nicht als seinen Feind 
erproben. 
54. Gero nämlich war durch viele gute Eigenschaften ausgezeichnet, des 
Krieges kundig, von gutem Rate in bürgerlichen Angelegenheiten, nicht ohne 
Beredsamkeit, von vielem Wissen und solches Schlages, daß er seine Klugheit 
lieber durch Taten, als durch Worte bewies; im Erwerben zeigte er Tatkraft, im 
Mitteilen Freigebigkeit, und was das vorzüglichste war, löblichen Eifer für den 
Dienst Gottes. Der Markgraf also begrüßte den Barbaren über den Sumpf und 
den Fluß, der an den Sumpf stößt, worauf der Slawe in ähnlicher Weise er- 
widerte. Darauf sprach der Markgraf: „Es würde für dich genug sein, wenn du 
gegen einen von uns, von meines Herrn Dienern, Krieg führtest und nicht auch 
gegen meinen Herrn, den König. Was für ein Heer hast du, was für Rüstungen, 
um dich zu solchem zu vermessen? Wenn ihr etwas Tapferkeit, etwas Geschick und 
Kühnheit besitzt, so gebt uns Raum, zu euch hinüber zu kommen, oder wir wollen 
euch zu uns herüberkommen lassen, und auf gleicher Walstatt möge dann die 
Tapferkeit des Streiters sich zeigen.“ Der Slawe, nach barbarischer Sitte mit den 
Zähnen knirschend und viele Schimpfworte ausstoßend, verspottete Gero und den 
Kaiser und das ganze Heer, da er dasselbe von vielen Beschwerden bedrängt 
wußte. Gero aber, hierdurch gereizt, wie er denn sehr hitzigen Gemütes war, ent- 
gegnete: „Der morgende Tag wird zeigen, ob ihr, du und dein Volk, stark von 
Kräften seid oder nicht; denn morgen werdet ihr uns ohne Zweifel mit euch 
handgemein werden sehen.“ . El kehrte also in das Lager zurück und meldete, 
was er gehört hatte. Aber der Kaiser erhob sich vor Tagesanbruch und befahl, 
mit Pfeilen und anderem Geschoß den Feind zur Schlacht herauszufordern und 
den Schein anzunehmen, als ob man mit Gewalt den Sumpf und den Fluß 
überschreiten wolle. Die Slawen, die nach der Drohung vom vorigen Tag nichts 
anderes vermuteten, brannten gleicherweise auf die Schlacht und verteidigten den 
Übergang aus allen Kräften. Allein Gero zog mit seinen Freunden, den Ru- 
anern, ungefähr eine Meile vom Lager abwärts und erbaute, vom Feinde un- 
bemertt, in aller Eile drei Brücken; dann sandte er einen Boten an den Kaiser 
und forderte das ganze Heer auf, ihm nachzukommen. Als dieses die Barbaren 
sahen, eilten auch sie sich den Legionen entgegenzustellen; allein ihr Fußvolk hatte 
den längeren Weg zurückzulegen, und da sie vom Lauf ermüdet den Kampf be- 
gannen, wichen sie bald erschöpft den Rittern; da sie nun in der Flucht Schutz 
suchten, wurden sie unverweilt niedergehauen. 
55. Stoinef aber erwartete auf einem hohen Hügel mit den Reitern den 
Ausgang der Schlacht; als er sah, daß seine Gefährten sich auf die Flucht be- 
gaben, floh auch er, und in einem Haine mit zwei Trabanten von einem Ritter 
namens Hoseo aufgefunden, wurde er von diesem im Kampfe überwunden, 
seiner Wehr beraubt und der Kopf ihm abgeschlagen. Einer der Trabanten ward 
lebend gefangen und dem Kaiser nebst dem Kopf und der Rüstung des Häupt- 
lings von jenem Ritter dargebracht. Infolge dieser Tat erntete Hoseo Ehre und 
Auszeichnung; der Lohn so ruhmvoller Tat war ein kaiserliches Gnadengeschenk 
mit den Einkünften von zwanzig Hufen. An demselben Tage wurde das Lager
	        
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