Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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der Feinde genommen und viele Menschen getötet oder zu Gefangenen gemacht, 
und das Morden währte bis in die tiefe Nacht. Am nächsten Morgen wurde das 
Haupt des Slawenfürsten auf dem Felde ausgestellt und ringsumher sieben- 
hundert Gefangene enthauptet; Stoinefs Ratgeber wurden die Augen ausgestochen 
und die Zunge ausgerissen, so ließ man ihn mitten unter den Leichnamen hilflos 
liegen. Wichmann aber und Ekberht entwichen, sich ihrer Schuld bewußt, nach 
Gallien und entkamen durch die Flucht. 
4. 
42. Benno von Osnabrück, ein Bischof der ottonischen Ver- 
fassungskirche.“) 
Quelle: Norbert von Iburg, Das Leben des Bischofs Benno II. 
von Osnabrück (Lateinisch). 7. 8. 9. 12. 
Übersetzung: Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Erziehungswesens in Hamburg, 
Quellenlesebuch zur Geschichte des deutschen Mittelalters. 2. Aufl. Leipzig 1914. Bd. 2. S. 277—282. 
7. Dieser Mann besaß große geistige Begabung und hohe Willenskraft; seine 
Rede war schlagfertig und gewandt, wohl geeignet, die Zuhörer für das, was er 
wollte, zu gewinnen, überzeugend und eindringlich, selbst im Schelten immer von 
Schmeichelworten durchsetzt, so daß er Sündern durch seine Verwarnung nicht 
Selbstverachtung, sondern Liebe zur Besserung einflößte. Bei Beratung und ver- 
traulichen Verhandlungen, wo es oft not tat, gegenüber treulosen und eidbrüchigen 
Feinden oder in dieser und jener Angelegenheit des Reiches schlau auf der Hut zu 
sein und sorgsam alles zu erwägen, zeigte er ein solches Maß von Scharfsinn und 
Klugheit, daß er schon bei Beginn der Verhandlung von der erhabenen Hoch- 
warte seines Geistes aus durchschaute, wo jeder mit seiner Rede hinaus wollte, und 
welchen Ausgang die ganze Angelegenheit nehmen würde. In der Beharrlichkeit 
seiner Treue, in der Art, wie er jedermann die Freundschaft, die er ihm gelobt 
hatte, bewahrte, fand er nicht seinesgleichen; denn durch keine Verheißungen und 
Bestechungen, durch keine Rücksicht auf höheren Vorteil konnte er dazu gebracht 
werden, sie zu ändern oder je in irgendeiner Weise zu verletzen. . Gegen Arme, 
Bedürftige und durch irgendwelche Schicksalsschläge Heimgesuchte hatte er ein 
weiches Herz und grenzenloses Mitgefühl, so daß er Gefangenen und Kranken, 
Hungernden und Nackten, Heimatlosen und Waisen, Witwen und Pilgern immer 
nach Kräften, und soweit er nur Hilfe bringen konnte, beistand. Übeltäter aber, 
1) Benno, aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht stammend, entfaltete unter 
den salischen Königen in Speyer, Goslar und Hildesheim (als Domprobst) eine reiche 
Tätigkeit. Im Jahre 1067 verlieh ihm Heinrich IV. das erledigte Bistum Osnabrück. In 
der neuen Stellung bewährte er sich als ein deutscher Kirchenfürst alten Schlages. Seinem 
königlichen Herrn treu ergeben, durch wissenschaftliche Bildung ebenso ausgezeichnet wie 
durch einen gesunden praktischen Sinn, als Landesvater mit gleicher Sorge für die 
irdische Wohlfahrt seiner Untertanen bemüht, wie als Seelenhirt für ihr himmlisches Heil, 
bietet er das unverfälschte Bild eines echten, rechten Bischofs der ottonischen Verfassungs- 
kirche, allerdings aus späteren Tagen und einer Zeit, wo dieser Typ schon seltener wurde. 
Der Verfasser der kurz nach des Bischofs Tode entstandenen Lebensbeschreibung ist Norbert, 
Abt des von Benno gegründeten Klosters Iburg bei Osnabrück. Das Werkchen ist erft 
vor kurzem aus einem Wust von Fälschungen wiederhergestellt. Abweichend vom mittel- 
alterlichen Brauch, will der Verfasser sich nicht „ausschließlich im Preise seines Helden 
ergehen“, sondern er „legt sein Lebensbild vor ohne Beschönigung und ohne etwas zu 
verschweigen.“ Aus dieser großen Wirklichkeitstreue erklärt sich der Wert des Büchleins.
	        
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