Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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Ehebrecher und Meineidige, Gotteslästerer und Verletzer der heiligen Zeiten und 
alle, die sich gegen kirchliche Satzungen vergangen und die Strenge gerichtlicher 
Strafe verdient hatten, hielt er durch so scharfes Vorgehen im Zaum, daß niemals 
einer, der in seiner Gegenwart angeklagt und des geziehenen Vergehens über— 
führt war, der Strafe für seine Versündigung entging. . .. Denen aber, die wegen 
UÜbertretung weltlicher Gesetze schwere Strafen erhielten oder gar zum Tode ver- 
urteilt waren, pflegte er auf seine Weise beizuspringen, indem er sich bei den 
Richtern und denen, die mit der Durchführung solcher Angelegenheit betraut 
waren, mit allem Eifer bemühte und selbst durch Geldspenden es häufig dahin 
brachte, daß den einen ihre schweren Strafen gemildert wurden, jedoch nicht so, 
daß sie etwa durch Zulassung völliger Straflosigkeit für ihre Untaten dazu ver- 
leitet würden, anderes und vielleicht noch Schlimmeres zu wagen. Bei anderen 
aber, die der Todesstrafe verfallen waren, suchte er schwere Strafen anderer Art 
an die Stelle treten zu lassen, so daß ihnen unter Erhaltung ihres Lebens Ge- 
legenheit geboten wäre, ihre Untat zu bereuen; wenn er aber dies nicht durch- 
zusetzen vermochte, dann nahm er ihnen häufig selbst oder durch einen anderen 
Priester, den er sandte, die Beichte ab, reichte ihnen bei ihrem Todesgang als 
Wegzehrung den Leib des Herrn und suchte in ihnen so, wenn auch verspätete, 
Reue zu erwecken 
8. Außer den Erfahrungen und Kenntnissen, die aufzuzählen zu lang wäre, 
und die ihn der Versehung höchster Stellen vollauf würdig machten, war er auch 
in minderen Dingen wunderbar bewandert. In der Kenntnis der Landwirtschaft 
überragte er alle weit, in der Aufführung von Baulichkeiten, in der Zucht der 
Rinder und des Kleinviehs, in der Bestellung der Acker und allen anderen Fragen 
des Landbaues. Und all das hat er nicht durch bloße Ubung, sondern kunst- 
gerecht gelernt, so daß dies keiner geschickter besorgte und glücklicheren Ertrag 
daraus zog. Andererseits war er bei Eintreibung der Leistungen, die bei der 
jährlichen Hebung eingefordert wurden, wie allbekannt, sehr scharf, so daß er die 
Bauern oft durch Schläge zur Zahlung ihrer schuldigen Leistungen zwang 
9. Bei dem noch jugendlichen König Heinrich, dem Vierten dieses Namens, 
war er außerordentlich gut angeschrieben, und bei Hof geschah fast alles nach 
seinen Ratschlägen. Aber auch in breiteren Volksschichten wurde er nicht minder 
geschätzt, da jeder von ihm in der Schuld Nachsicht oder in der Not Hilfe er- 
hoffte. Denn da er zu Goslar in doppeltem Auftrage bestallt war, indem er auf 
der einen Seite kraft kirchlicher Autorität die Untersuchung im geistlichen Gericht 
führte, auf der anderen kraft königlicher Majestät im weltlichen Gericht den Vorsitz 
inne hatte, mußte ihm oft eine und dieselbe Person in gleicher Streitsache doppelte 
Sühne leisten, da an ihn einlief, was Gottes war, und er zugleich infolge der ihm 
übertragenen Fürsorge das wahrnehmen mußte, was des Kaisers war. Er war 
aber überdies ein hervorragender Baumeister, ein wohlbewanderter Leiter der 
Stein= und Mauerarbeit und dadurch mit dem vorgenannten König stets in 
engster Vertrautheit verbunden. Denn schon begannen sich damals die Anfänge 
des Sachsenkrieges zu zeigen, den wir mit Schmerz noch jetzt nach so langer Zeit 
die Welt zerstören sehen. Da der König dies wohl merkte, begann er ganz 
Sachsen durch neue und feste Burgen zu befestigen und suchte dem Abfall der 
Ungetreuen durch Errichtung von Landwehren zuvorzukommen. Mit der schleunigen 
und sorgsamen Durchführung dieser Angelegenheit betraute er den Herrn Benno, 
wohl wissend, daß er einen Getreueren und Kunstreicheren zu solchem Werke nicht
	        
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