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zur Verfügung habe. Seine hohe Erfahrung in der Kunst konnte sich in der
Bautätigkeit zu Hildesheim erproben, wo er damals Probst war, und wo unter
seiner Leitung unter dem dortigen Bischof Hezilo, seligen Gedächtnisses, so viele
herrliche Bauwerke, wie ja bekannt, aufgeführt worden sind). Hervorleuchtend
durch diese und andere schon genannte Vorzüge, begann er in dem Maße, als der
Ruf davon sich verbreitete, auch ferneren Großen und Herren begehrenswert zu
werden; denn klugen Sinnes verstand er sich auch darauf, alles, selbst Un-
bedeutendes und Kleinliches, für das Auge sorgsam herzurichten, so daß er, von
Freunden selbst nur zu bescheidenem Werk herangezogen, gestützt auf seine ge-
schmackvolle Kunstfertigkeit, den Reichtum so mancher wett machte.
12.. Durch einige unwegsame Sümpfe, deren es in diesen Gegenden viele
gibt, legte er für die Wanderer trockene und entwässerte Wege an; das sieht man,
wie an vielen anderen Stellen, so besonders deutlich beim Ort, der Wittenvelt
genannt wird, wo früher die Reisenden kaum im Sommer einen Durchgang
finden konnten. Er aber bot zahlreiches Volk zur Arbeit auf, und da er selbst
lange Zeit dort verweilte, machte er die Gegend, indem er auf beiden Seiten
Gräben aufwerfen ließ, so gangbar, daß sie selbst zur Winterszeit für alle leicht
passierbar wurde.
43.
Die Wahl Konrads II.
1024.
Quelle: Wipo, Das Leben des Kaisers Konrad II. (Lateinisch)2). 2. 3.
Übersetzuns: W. Pflüger und W. Wattenbach, Wipo, Das Leben Kaiser Konrads II. 4. Aufl. Leipzig o. J.
(Gesch. d. d. V. 2. Ausg. Bd. 41.) S. 15—26.
2. Zwischen dem Mainzer und dem Wormser Gebiete ist ein Platz von weiter
Ausdehnung, welcher wegen seiner ebenen Lage eine sehr große Menschenmenge
faßt und infolge der Inselverstecke für geheime Beratungen sicher und geeignet
ist );.. Indem dort alle Großen und, wenn ich so sagen soll, das Mark und der
Kern des Reiches sich versammelten, schlugen sie hier an beiden Seiten des
Rheines ihr Lager auf. Da dieser Gallien von Deutschland trennt, kamen von
deutscher Seite die Sachsen") mit den ihnen anwohnenden Slawen, die Ost-
franken, die Norikers) und die Alemannen zusammen. Von Gallien her aber ver-
einigten sich die am Rheine wohnenden Franken, die Ripuarier und die Lothringer.
Es handelt sich um das Höchste; man schwankt bei der Unsicherheit der Wahl;
1) Bischof Hezilo setzte die von Bernward v. Hildesheim begonnene Bautätigkeit fort.
:) Der aus Burgund stammende Priester Wipo nahm als Hofkaplan, Dichter und
Geschichtschreiber, sowie als Erzieher Heinrichs III. und Ratgeber des Königs unter den
ersten Saliern eine angesehene Stellung bei Hofe ein. Unter Heinrich III. beschrieb er die
Taten des von ihm hochverehrten Kaisers Konrad II. Da er sich auf eigene Anschauung
oder glaubwürdige Mitteilungen ihm nahestehender Personen stützt, ist das kleine Werk
trotz der einseitig kaiserfreundlichen Haltung und Häufigkeit phrasen= und sentenzenreicher
Reden, die stets nur als Stilübungen Wipos zu werten sind, im ganzen zuverlässig und
als Quelle für Konrad II. unentbehrlich. ç
:) Kamba, ein jetzt nicht mehr vorhandener Ort am rechten Ufer des Rheins, Oppen-
eim gegenüber. Längs des Ufers erstreckte sich eine mit Buschwerk bedeckte Insel. Die
ersammlung begann am 4. September. ç ·
4)DasisteinJrrtumzdieSachsenfehltenbeidieserVersammlung,wiefrüherbet
der Wahl Heinrichs II.
5) Bayern.