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infolgedessen wesentlich zurück. In Dresden, wo sie namentlich in
der Judengasse und der Windischen Gasse, es sind dies die jetzige
Schössergasse und Galeriestraße, wohnten, jedoch nicht von den übrigen
Bürgern gesondert, verschwinden sie seit 1480 aus den Verzeichnissen
der Steuerzahler, und es scheint, daß der Rat die Neubildung einer
Judengemeinde überhaupt nicht gestattete. Einzelne Juden erscheinen
dann aber allmählich wieder; man bedurfte ihrer eben doch als Geld-
verleiher oder Darlehnsvermittler. Auch der Rat von Dresden bediente
sich ab und zu ihrer Hilfe. Es ist bezeichnend, daß, als 1468 Ernst
und Albrecht den Meister Baruch, einen berühmten Wundarzt, mit
seiner Familie in die Stadt aufnahmen, sowohl ihm als seiner Frau
und seinen beiden Söhnen Meyer und Moses samt deren Frauen aus-
drücklich gestattet wurde, Geld auf Pfänder zu leihen, obwohl Baruch
als fürstlicher Wundarzt eine feste jährliche Besoldung erhielt, aller-
dings in Naturalien. Doch war diese Niederlassung einer offenbar
zahlreichen jüdischen Familie nicht nach dem Sinne der Einwohner,
wie sich das 1469 in einem großen Tumulte offenbarte. Siebzehn
Bürgersöhne und Lehrjungen erhielten Strafen von sechs bis zwölf
Groschen auferlegt, weil sie sich an dem Sturme zuf das Haus der
Juden beteiligt hatten. Der Apotheker Johannes Huffner aber wollte
dem Wundarzte Baruch keine Medikamente liefern, und der Rat von
Dresden erhielt darum von den Fürsten eine ernstliche Mahnung, den
Apotheker zu einem gegenteiligen Betragen anzuhalten. Man hört
dann bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts nicht wieder
von Juden in Dresden; man hatte dort ein= für allemal mit
ihnen aufgeräumt. Aber auch sonst im Lande war die Stellung der
Juden seit 1411 meist so, daß man ihnen die dauernde Niederlassung
untersagte, insbesondere die Erwerbung von Grundeigentum; dafür
gestattete man ihnen vorübergehenden Aufenthalt, namentlich zur Zeit
der Märkte, gegen ein bestimmtes Kopfgeld. Vielfach kamen nach
Meißen Juden aus Böhmen herüber, und zwar hatten sie ihren
Hauptsitz während des ausgehenden Mittelalters in Sayda, das da-
mals noch böhmisch war. Von hier aus versuchten sie einen schwung-
haften Handel mit Freiberg auf Silber zu treiben, also das Monopol
des Landesfürsten zu durchbrechen. Nach alter Überlieferung hatten
sie die Hälfte der damals ungleich größeren Stadt inne. Als aber