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preußische General Wedell griff sie in der Flanke und im Rücken zugleich an, und
nun hatte alle Verteidigung ein Ende. Nur die einbrechende Nacht und die guten
Anstalten Nadasdis, der den Rückzug des linken Flügels deckte und die Preußen
abhielt, sich, ehe es dunkel wurde, der Brücken über das Schweidnitzer Wasser zu
bemächtigen, rettete den Rest des Heeres vom gänzlichen Untergange. Bei Kollin
war es nicht Kriegskunst noch Tapferkeit, sondern die eisenspeienden Maschinen,
auf unzugangbare Höhen gestellt, die großenteils das Schicksal des Tages be—
stimmten; bei Leuthen aber entschied Taktik und Tapferkeit allein den Sieg. Man
machte auf dem Schlachtfelde 21500 Gefangene, worunter 307 Offiziere waren,
und eroberte 134 Kanonen nebst 59 Fahnen. Von den Osterreichern waren 6500
tot oder verwundet, und 6000 Deserteure gingen nach der Schlacht zu den Siegern
über. Der preußische Verlust, war 2660 Tote und Verwundete.
62.
Die Presse im Siebenjährigen Kriege.
Quelle: Nr. 70 der „Vossischen Zeitung“, Berlin 1760.
Fundort: E. Buchner a. a. O. S. 93—94.
Hauptquartier Hof, vom 31. Mai.
Der Wienerische Hof hat sich bekanntermaßen bisher schon viele Mühe ge-
geben, um den Lauf unserer Zeitungen im Reiche zu hindern. Es müssen aber die
dazu angewandten Mittel nicht zugereicht haben, um die Wahrheit zu unter-
drücken, indem der Kaiser nunmehr sich angemaßet, nicht allein die hiesigen und
Leipziger Zeitungen im Römischen Reiche zu verbieten, sondern auch dem
Regensburger und vermutlich auch anderen Zeitungsschreibern verwiesen, daß in
ihren Zeitungen vielfältig solche Dinge enthalten wären, die das Betragen des
Königs von Preußen begünstigten, und ihnen zugleich bei scharfer Ahndung an-
befohlen, künftig nichts anderes ihren Zeitungen einzuverleiben, als was in den
Journalen der sogenannten Reichs= und Kaiserlichen Armee, dann den Wiener
Zeitungen, als den genuinen und wahrhaften Nachrichten von den Kriegs-
operationen, enthalten. Es ist nicht genug, daß eine Gesellschaft von Pedanten,
die sich in ihren Gedanken damit belustigen, daß sie glauben, durch ihre Macht-
sprüche das Schicksal großer Könige und Fürsten entscheiden zu können, so viele ge-
krönte Häupter und verehrungswürdige Regenten auf eine niederträchtige Art miß-
handeln; es ist nicht genug, daß man die Freiheit des deutschen Reiches völlig
unter die Füße tritt, und die mindermächtigen Reichsstände zwinget, sich selbst
Fesseln zuzubereiten und in alle Maßregeln des Wienerischen Hofes, wider ihren
Willen, einzugehen; sondern es soll auch so gar kein Deutscher von demjenigen,
was in der Welt vorgeht, mehr anders wissen noch glauben, als man zu Wien
haben will. Dieses ist eine ganz neue Art und die höchste Stufe einer despotischen
Gewalt, wovon man in den Geschichten nicht leicht ein Beispiel hat. Hierdurch
wird ein neues Inquisitionsgerichte in Welthändeln errichtet. Es stehet aber dahin,
ob der vorgesetzte Endzweck dadurch wird erreicht werden. Die Wahrheit hat noch
allezeit Mittel gefunden, durch alle Hindernisse hindurch zu dringen. Haben die
Wienerische und andere Reichszeitungen wegen der vielen Unwahrheiten, auf welche
sie so oft betroffen worden, unter den Unparteiischen so viel Ungläubige gemacht,
so wird die Anzahl derselben noch zunehmen, wenn ihnen nicht weiter erlaubt
sein soll, die beiderseitigen Nachrichten zu lesen und miteinander zu vergleichen.