Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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an dem Throne und bedrohten sie mit den schrecklichsten Strafen. Was sollte der 
Adlige nun tun, zumal der im Dienste des Hofes? Blieb er zurück und gelang 
das, was ihm als so leicht ausführbar geschildert wurde, so wurde er ein Opfer 
der Rache, wurde als ein Feind des Monarchen entweder gefänglich eingezogen, 
seines Standes, seines Postens und seiner Güter beraubt oder über die Grenze 
gejagt, und er wie seine Familie war beschimpft, arm und dem Schicksal preis- 
gegeben. Dies Verhältnis hat wirklich sehr viel Adlige angetrieben, ihr Vater- 
tand zu verlassen und zwar solche, die sonst immer bereit gewesen wären, zu 
eiben. 
VI. 
„Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren 
Friedrichs des Großen.“ 
(Luise, Königin von Preußen.) 
5. 
Napoleon betritt die Weltbühne. 
Quelle: Napoleons Aufruf an die Soldaten der italienischen Armee. 
27. März 1796. 
Übersetzung aus dem Abdruck des franzosischen keztes in Correspondance de Napoléon ler, Paris 1858. 
d. 2. S. 107. 
Soldaten! Ihr habt in vierzehn Tagen sechs Siege erfochten, einundzwanzig 
Fahnen, fünfzig Kanonen, mehrere Festungen und den reichsten Teil von Piemont 
erobert; ihr habt 15 000 Gefangene gemacht und mehr als 10 000 Mann getötet 
und verwundet! 
Ihr habt Schlachten gewonnen ohne Kanonen, Flüsse überschritten ohne 
Brücken, angestrengte Märsche ausgeführt ohne Schuhe, biwakiert ohne Brannt- 
wein und häufig ohne Brot. Nur allein die republikanischen Phalangen, die Sol- 
daten der Freiheit, waren fähig, das auszustehen, was ihr ausgestanden habt. 
Soldaten, ich danke euch dafür! Das erkenntliche Vaterland wird einen Teil seines 
Gedeihens euch verdanken. Und, Sieger von Toulon, wenn ihr euch den un- 
sterblichen Feldzug von 1796 vorhersagtet, so verkünden doch euere gegenwärtigen 
Siege noch einen viel schöneren. 
Aber Soldaten, ihr habt nichts getan, weil euch noch vieles zu tun übrig 
bleibt. Weder Turin noch Mailand gehören uns. 
Zu Anfang des Feldzuges wart ihr von allem entblößt, jetzt aber seid ihr mit 
allem im Uberfluß versehen. Ihr habt dem Feinde zahlreiche Magazine ab- 
genommen; der Belagerungspark und das Feldgeschütz ist angelangt. Soldaten, 
das Vaterland hat ein Recht, Großes von euch zu erwarten! Werdet ihr seinen 
Erwartungen entsprechen? Zwar sind die größten Hindernisse überwunden, allein 
noch sind Treffen zu liefern, Städte zu nehmen, Flüsse zu überschreiten. Gibt es 
unter euch welche, deren Mut nachläßt, die es vorzögen, auf die Spitze der 
Apenninen und Alpen zurückzukehren und geduldig die Beschimpfungen jener 
soldatischen Sklaven zu ertragen? Nein, unter den Siegern von Montenotte, Mil-
	        
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