Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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frieden — und lasse die Dinge, die ich doch nicht ändern kann, ihren Gang gehen 
— nur Weimar ist der einzige Ort in der ganzen weiten Welt, woher mir meine 
Ruhe gestört werden könnte — geht es meinen Lieben dort gut, so mag 
meinetwegen das rechte und linke Rheinufer zugehören, wem es will 
— das stört mich weder im Schlaf noch im Essen 
Deine und ihre t tt 
Deine und ihre treue Mutter Goethe. 
3. Quelle: Ein Schreiben des Erzbischofs Dalbergt) an Napoleon. 
Fundort: R. Dinkler, 1788—1807. Leipzig v. J. S. 22. 
Die achtungswerte deutsche Nation seufzt in dem Elend der politischen und 
religiösen Anarchie; seien Sie) der Wiederhersteller ihrer Verfassuung 
87. 
Das Ende des Deutschen Reiches. 
1806. 
1. Quelle: Lossagungsurkunde der Mitglieder des Rheinbundes. 
Datiert und diktiert Regensburg am 1. August 1806. 
Fundort: F. W. Ghillany a. a. O. Bd. 2. S. 18. 
Die Begebenheiten der drei letzten Kriege, welche Deutschland beinahe un- 
unterbrochen beunruhigt haben, und die politischen Veränderungen, welche daraus 
entsprungen sind, haben die traurige Wahrheit in das hellste Licht gesetzt, daß das 
Band, welches bisher die verschiedenen Glieder des deutschen Staatskörpers mit- 
einander vereinigen sollte, für diesen Zweck nicht mehr hinreiche, oder vielmehr, 
daß es in der Tat schon aufgelöst sei. Das Gefühl dieser Wahrheit ist schon seit 
langer Zeit in dem Herzen jedes Deutschen; und so drückend auch die Erfahrung 
der letzten Jahre war, so hat sie doch im Grunde nur die Hinfälligkeit einer in 
ihrem Ursprunge ehrwürdigen, aber durch den allen menschlichen Anordnungen an- 
klebenden Unbestand fehlerhaft gewordenen Verfassung bestätigt. Nur diesem Um- 
stande muß man ohne Zweifel die im Jahre 1795 im Reiche selbst sich hervor- 
getane Trennung zuschreiben, die eine Absonderung des Interesses des nördlichen 
und südlichen Deutschland zur Folge hatte. Von diesem Augenblicke an mußten 
notwendig alle Begriffe von einem gemeinschaftlichen Vaterlande und Interesse 
verschwinden; die Ausdrücke Reichskrieg und Reichsfrieden wurden Worte ohne 
Sinn; vergeblich suchte man Deutschland mitten im deutschen Reichskörper. Die 
Frankreich zunächstgelegenen, von allem Schutz entblößten und allen Drangsalen 
eines Krieges, dessen Beendigung in den verfassungsmäßigen Mitteln zu suchen, 
nicht in ihrer Gewalt stand, ausgesetzten Fürsten sahen sich gezwungen, sich durch 
Separatfrieden von dem allgemeinen Vaterlande in der Tat zu trennen. 
Der Friede von Luneville und mehr noch der Reichsschluß von 1803 hätten 
allerdings hinlänglich scheinen sollen, um der deutschen Reichsverfassung neues 
Leben zu geben, indem sie die schwachen Teile des Systems hinwegräumten und 
die Hauptgrundpfeiler desselben befestigten. Allein die in den letztverflossenen 
1) Dalberg war der einzige der geistlichen Kurfürsten, der sich aus der allgemeinen 
Sakularisation gerettet hatte. Er träumte von einer deutschen Nationalkirche unter seinem 
Oberhirtentum. 
2) Napoleon.
	        
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