Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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8. An seine Gemahlin von England aus. 
London, den 6. Juni 1814. 
libes malchen. 
gestern bin ich in Engeland gelandet, aber ich begreiffs nicht, daß ich noch 
lebe, daß Volk hat mich beynahe zerrissen, man hat mich die Pferde außgespannt, 
und mich getragen, so bin ich nach London gekommen, wieder meinen willen bin 
ich vor den Regenten sein Schloß gebracht, von ihm den Regenten bin ich 
Empfangen, wie ich es nicht beschreiben kann, er hink mich am dunkelblauen bande 
sein Portrait, waß sehr Reich mit Beillanten besetzt wahr um den Halß und sagte 
glauben sie mich, daß sie keinen treuern Freund uf Erden haben, wie mich, ich 
logire bei ihm. 
nun muß ich dich bekannt machen, daß trotz allen widerstreben mich der könig 
den morgen wie wihr nach Engeland gingen zum Fürsten ernannte, mit dem 
nahmen Fürsten Blücher von der Wahlstadt, meine Söhne sind graffen Blücher 
von Wahlstadt, daß Fürstentuhm erhallte ich in Schlesien, allwo ein kloster war, 
daß Wahlstadt heißt, nach meinem tode erhelst du uf lebenszeit eine Pension daß 
du als Fürstin leben kanst, daß ist nun alles was ich dich jezt, da ein Courir ab- 
geht, Schreiben kann, waß hir nun weiter mit mich vorgeht, daß sollst du mit 
dem negsten Courir erfahren. · 
TuhemichdielibeundSchreibanFritzeundGcbhardt,FrantzI)istcnt- 
weder in Berlin bei dich oder in Zihten, mach auch ihm damit bekant, hast du 
noch von unsre Sachen waß in Schlesien, so laß es da, den den Sommer werden 
wir doch da leben, die vorsehung tuht vihll vor mich und ich geniße im voraus 
die Freude euch alle die mich lib und wehrt sind in glückliche verfassung nach 
meinen leben zu wissen. Dein Bruder ist bey mich und grüßt, er ist Zeuge von 
allen dehm, waß mit mich vorgeht, daß volk trägt mich uf henden, ich darf mich 
nicht sehen lassen, so machen sie ein geschrey und sind gleich 10000 zusammen, in 
mondirung darff ich gahr nicht erscheinen, nun lebe wohl, ich kan nicht mehr 
Schreiben, den ich bin völlig betäubt, unter 10 tage kan ich hier nicht los und 
dan gehe ich nach Holland und will so ballde möglich zu dich, lebenslang dein 
dich HErtzlich liebender Blücher 
9. An seine Gemahlin nach der Schlacht bei Ligny. 
Wavre, den 17. Juni 1815. 
Napoleon hat mich gestern nachmittag um 3 Uhr mit 120000 man Linien 
truppen angegriffen daß Gefecht dauerte bis in die nacht, beide armeen haben 
ville menschen verlohren, ich habe mich heutte neher an den lord Wellington ge- 
zogen, und in einigen tagen wird es wahr scheinlich wider zur Schlacht kommen 
alles ist voll muht und wenn Napoleon noch einige solche Schlachten liffert, so ist 
er mit seine armee fertig vorgestern ist ein Divisions-Generall nahmens Bour- 
mont mit seinem gantzen stabe zu mich über gegangen und gestern wider ein 
obriste und mehrere offizier, ich bin in der afair damit weggekommen, daß sie 
mich einen schönen Englischen Schimmel erschossen haben, Gneisenau hat daßselbe 
Schicksahl gehabt, wihr sind beide von den Fallen mit den Pferden etwaß mit- 
genommen sonst bin ich und meine Umgebung gesund, nur mein adjutant major 
von Winterfelld ist schwehr Blessirt, Gebhard ist gantz gesund und mein kreuz 
1) Franz war der älteste, Gebhard der zweite Sohn Blüchers.
	        
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