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3. Quelle: Telegramm des Kaisers an den Großherzog von Sachsen—
Weimar vom 22. März 1890.
Fundort: Gebhardt a. a. O. Bd. 2. S. 833.
Mir ist so weh, als hätte ich noch einmal meinen Großvater verloren. Aber
von Gott Bestimmtes ist zu tragen, auch wenn man darüber zugrunde gehen
sollte. Das Amt des wachthabenden Offiziers auf dem Staatsschiff ist mir zu-
gefallen. Der Kurs bleibt der alte; Volldampf voran!
84.
Der Tod Moltkes.
25. Oktober 1891.
Quelle: Kabinettsorder des Kaisers vom 26. Oktober 1891.
Fundort: Albert Richter, Quellenbuch, 8. Aufl. Leipzig 1916. S. 309.
Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse ist am gestrigen Abend der General-
feldmarschall Graf von Moltke aus diesem Leben abberufen worden. Tief er-
schüttert sehe ich den greisen Helden, meinen treuen Freund und Berater, von
meiner Seite gerissen. Ich betrauere auf das schmerzlichste den unersetzlichen Ver-
lust, den mit mir meine Armee wie das ganze deutsche Vaterland erlitten hat.
Hohe Ehre sei seinem Angedenken, welches für alle Zeiten unauslöschlich in den
Blättern der Weltgeschichte fortleben und den späteren Geschlechtern das Bild des
tiefen Denkers, des großen Feldherrn lebendig erhalten wird. Bis zum letzten
Atemzuge hat der Verewigte in bescheidener Einfachheit, selbstloser Pflichterfüllung
und unwandelbarer Treue meinen erlauchten Vorfahren wie mir gedient, und
durch seine hervorragenden Gaben und seine glänzenden Leistungen in siegreichen.
Kriegen wie im stillen Wirken des Friedens sich unaussprechliche Verdienste er-
worben um den Ruhm der Armee und das Wohl des Vaterlandes, dessen Dank-
barkeit nie erlöschen wird.
85
Der Tod Bismarcks.
30. Juli 1898. »
Quelle:NachrufdesKaisersimReichsanzeigerl).
Fundort: Johs. Penzler a. a. O. Bd. 2. S. 100 unb 101.
Friedrichsruh 2. August 1898.
Mit meinen hohen Verbündeten und mit dem ganzen deutschen Volke stehe
ich trauernd an der Bahre des ersten Kanzlers des Deutschen Reiches, des Fürsten
Otto von Bismarck, Herzogs von Lauenburg.
Wir, die wir Zeugen seines Wirkens waren, die wir zu ihm als dem Meister
der Staatskunst, als dem furchtlosen Kämpfer im Kriege wie im Frieden, als dem
hingebendsten Sohn seines Vaterlandes und dem treuesten Diener seines Kaisers
und Königs bewundernd aufblickten, sind tief erschüttert durch den Heimgang des
1) Nach Empfang der Trauernachricht brach der Kaiser sofort seine Nordlandsreise ab
und traf am 2. August mit der Kaiserin zur Trauerfeier am Sarge des ersten Reichs-
kanzlers in Friedrichsruh ein. An demselben Tage erließ er die hier wiedergegebene Kund-
gebung. die noch am Abend in einer Sonderausgabe des „Reichsanzeigers“ veröffentlicht
urde.