Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Die Erwerbung Helgolands. 
1890. 
Quelle: Rede Kaiser Wilhelms II. am 10. August 18901) 
Fundort: Johs. Penzler a. a. O. Bod. 1. S. 122 und 123. 
Vier Tage sind es her, daß wir den denkwürdigen Tag der Schlacht bei 
Wörth feierten, an dem unter meinem hochseligen Großvater von meinem Herrn 
Vater der erste Hammerschlag zur Errichtung des neuen Deutschen Reiches ge- 
führt wurde. Heute nach zwanzig Jahren verleibe ich diese Insel als das letzte 
Stück deutscher Erde dem deutschen Vaterlande wieder ein ohne Kampf und ohne 
Blut. Das Eiland ist dazu berufen, ein Bollwerk zur See zu werden, den deutschen 
Fischern ein Schutz, ein Stützpunkt für meine Kriegsschiffe, ein Hort und Schutz 
für das deutsche Meer gegen jeden Feind, dem es einfallen sollte, auf demselben 
sich zu zeigen. 
Ich ergreife hiermit Besitz von diesem Lande, dessen Bewohner ich begrüßt 
habe, und befehle zum Zeichen dessen, daß meine Standarte und daneben die 
meiner Marine gehißt werde. 
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Die Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals. 
21. Juni 1895. 
Quelle: Trinkspruch Kaiser Wilhelms am 21. Juni 1895 bei der Fest- 
tafel in Kiel. 
Fundort: Johs. Penzler a. a. O. Bd. 1. S. 306—308. 
Mit Freude und Stolz blicke ich auf diese glänzende Festversammlung, und 
zugleich im Namen meiner hohen Verbündeten heiße ich Sie alle, die Gäste des 
Reiches, herzlich willkommen. Innigen Dank sprechen wir aus für die Teilnahme, 
die uns bei Vollendung eines Werkes geworden, das, in Frieden geplant und in 
Frieden gebaut, heute dem allgemeinen Verkehr übergeben ist. 
Nicht erst in unseren Tagen ist der Gedanke, die Nord= und Ostsee durch 
einen großen Kanal zu verbinden, entstanden; weit zurück bis in das Mittelalter 
hinein finden wir Vorschläge und Pläne zur Verwirklichung dieses Unternehmens, 
und im verflossenen Jahrhundert ward der Eiderkanal gebaut, der, ein rühm- 
liches Zeugnis für die Leistungsfähigkeit der damaligen Zeit ablegend, doch nur 
für den kleineren Schiffsverkehr bestimmt, den gesteigerten Anforderungen der 
Jetztzeit nicht zu genügen vermochte. Dem neu begründeten Deutschen Reiche 
blieb es vorbehalten, die große Aufgabe einer befriedigenden Lösung entgegen- 
zuführen. · · 
Mein verewigter Herr Großvater, Kaiser Wilhelms des Großen Majestät, war 
es, der in richtiger Erkenntnis der Bedeutung des Kanals für die Hebung des 
nationalen Wohlstandes und für die Stärkung unserer Wehrkraft nicht müde wurde, 
dem Plane des Baues einer leistungsfähigen Wasserstraße zwischen Nord= und 
Ostsee seine fördernde Teilnahme zuzuwenden und die mannigfachen Schwierig- 
1) Diese Ansprache richtete der Kaiser an die Marinetruppen, nachdem der Staats- 
sekretär von Bötticher eine Proklamation an die Helgoländer verlesen hatte. 
W. u. O. Heinze-Kinghorst, Quellenlesebuch III. 11
	        
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