Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

— 185 — 
2. Quelle: Telegramm des Kaiserlichen Botschafters in Paris an den 
Reichskanzler vom 1. August 1914, 1 Uhr 5 Min. nachm. 
Fundort: Deutsches Weißbuch. Anlage 24. « 
Auf meine wiederholte bestimmte Frage, ob Frankreich im Falle eines russisch- 
deutschen Krieges neutral bleibe, erklärte der Ministerpräsident mir, daß Frankreich 
das tun werde, was seine Interessen ihm geböten. 
3. Quelle: Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiserlichen Bot- 
schafter in Paris vom 3. August 1914, 1 Uhr 5 Min. nachm. 
Fundort: Kriegsdepeschen. Bd. 1. S. 36. 
Deutsche Truppen hatten bis jetzt Befehl, die französische Grenze strengstens 
zu respektieren und hatten diesen überall strikt befolgt. Dagegen haben trotz Zu- 
sicherung der Zehnkilometerzone!) französische Truppen schon gestern die deutsche 
Grenze bei Altmünstertal und auf der Gebirgsstraße in Vogesen überschritten und 
stehen noch auf deutschem Gebiet. Ein französischer Flieger, der belgisches Gebiet 
überflogen haben muß, wurde bei dem Versuch, die Eisenbahn bei Wesel zu zer- 
stören, schon gestern herabgeschossen. Mehrere andere französische Flugzeuge sind 
gestern über dem Eifelgebiet zweifelsfrei festgestellt. Auch diese müssen belgisches 
Gebiet überflogen haben. Gestern warfen französische Flieger Bomben auf Bahnen 
bei Karlsruhe und Nürnberg. Frankreich hat uns somit in Kriegszustand versetzt. 
Bitte Eure Exzellenz Vorstehendes heute nachmittag 6 Uhr der dortigen Regierung 
mitzuteilen, Ihre Pässe zu fordern und nach Ubergabe der Geschäfte an die 
amerikanische Botschaft abzureisen. 
109. 
Deutschland und Belgien. 
Quelle: Telegramm des Staatssekretärs der Auswärtigen Angelegen- 
heiten an den deutschen Gesandten in Brüssel vom 2. August 1914. 
Fundort: Kriegsdepeschen. Bd. 1. S. 38 und 39. 
Der Kaiserlichen Regierung liegen zuverlässige Nachrichten vor über den be- 
absichtigten Aufmarsch französischer Streitkräfte an der Maasstrecke Givet—Namur. 
Sie lassen keinen Zweifel über die Absicht Frankreichs, durch belgisches Gebiet 
gegen Deutschland vorzugehen. 
Die Kaiserliche Regierung kann sich der Besorgnis nicht erwehren, daß Belgien 
trotz besten Willens nicht imstande sein wird, ohne Hilfe einen französischen Vor- 
marsch mit so großer Aussicht auf Erfolg abzuwehren, daß darin eine ausreichende 
Sicherheit gegen die Bedrohung Deutschlands gefunden werden kann. Es ist ein 
Gebot der Selbsterhaltung für Deutschland, dem feindlichen Angriff zuvorzukommen. 
Mit dem größten Bedauern würde es daher die deutsche Regierung erfüllen, wenn 
Belgien einen Akt der Feindseligkeiten gegen sich darin erblicken würde, daß die 
Maßnahmen seiner Gegner Deutschland zwingen, zur Gegenwehr auch seinerseits 
belgisches Gebiet zu betreten. Um jede Mißdeutung auszuschließen, erklärt die 
Kaiserliche Regierung das Folgende: 
1) Die französische Regierung hatte die Innehaltung einer (unbesetzten Zone von 
10 km zugesagt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.