Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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politischen Ententegenossen den Lebensnerv seines größten europäischen Kon— 
kurrenten auf dem Weltmarkte zu zerstören. (Lebhafte Zustimmung.) So trägt 
England mit Rußland zusammen — über Rußland habe ich mich am 4. August 
ausgesprochen — vor Gott und der Menschheit die Verantwortung für diese 
Katastrophe, die über Europa, die über die Menschheit hereingebrochen ist. 
Die belgische Neutralität, die England zu schützen vorgab, ist Maske. (Zustim- 
mung.) Am 2. August, abends 7 Uhr, teilten wir in Brüssel mit, die uns bekannten 
Kriegspläne Frankreichs zwängen uns, um unserer Selbsterhaltung willen durch 
Belgien zu marschieren. (Sehr wahr!) Aber schon am Nachmittag dieses 2. August, 
also bevor in London das Geringste von unserem Schritt in Brüssel bekannt 
war oder nur bekannt sein konnte, hatte die englische Regierung Frankreich 
Unterstützung zugesagt und zwar bedingungslos zugesagt für den Fall eines 
Angriffes der deutschen Flotte auf die französische Küste. (Hört, hört!) Von der 
belgischen Neutralität war dabei mit keinem Wort die Rede. (Hört, hört!) Nicht 
um Belgiens Neutralität willen, die es selbst mit untergraben hatte, hat uns 
England den Krieg erklärt, sondern weil es glaubte, zusammen mit den zwei 
großen Militärmächten des Festlandes unser Herr werden zu können. (Wiederholtes 
lebhaftes Sehr richtigl) 
Meine Herren! Als ich vor fünf Jahren auf diesen Platz berusen wurde, 
stand dem Dreibund festgefügt die Tripelentente.1) gegenüber, ein Werk Englands, 
bestimmt, dem bekannten Grundsatz der balance of power2:) zu dienen, das heißt 
ins Deutsche übertragen: der seit Jahrhunderten befolgte Grundsatz englischer 
Politik, sich gegen die stärkste Macht des Kontinents zu wenden, sollte in der 
Tripelentente sein stärkstes Werkzeug finden. Darin lag von vornherein der 
aggressive Charakter der Tripelentente gegenüber den rein defensiven Tendenzen 
des Dreibundes; darin lag der Keim zu gewaltsamer Explosion . Und als nun 
der Krieg ausgebrochen ist, läßt England jeden Schein fallen. Laut und offen 
erklärt es, England will kämpfen, bis Deutschland niedergerungen ist, wirtschaftlich 
und militärisch. Panfslawistischer Dertschenhaß stimmt jubelnd zu. Frankreich hofft 
mit der ganzen Kraft seiner alten soldatischen Nation, die Scharte von 1870 aus- 
zuwetzen. Darauf haben wir an unsere Feinde nur die eine Antwort: Deutsch- 
land läßt sich nicht vernichten. (Lebhaftes, wiederholt sich erneuerndes Sehr richtig ) 
Wir halten durch, bis wir Sicherheit haben, daß keiner mehr wagen wird, unseren 
Frieden zu stören, einen Frieden, in dem wir deutsches Wesen und deutsche 
Kraft entfalten und entwickeln wollen — als freies Volk. (Ungeheurer, jubelnder 
Beifall im ganzen Hause und auf den Tribünen. Stürmisches Händeklatschen, das sich 
immer erneuert. Die Beifallskundgebungen dauern minutenlang.) 
116. 
Die Eroberung Lüttichs. 
7. August 1914. 
1. Quelle: Meldung des Generalquartiermeisters von Stein vom 
10. August 1914. 
Fundort: Kriegsdepeschen. Bd. 1. S. 40 und 41. 
Französische Nachrichten haben unser Volk beunruhigt. Es sollen 20000 
Deutsche vor Lüttich gefallen und der Platz überhaupt noch nicht in unserem Besitz 
1) Der Dreiverband England, Rußland und Frankreich. 
2) Das Gleichgewicht der Mächte. 
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