Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Kurz, es ist eine finanzielle Tätigkeit der ganzen Linie entwickelt worden; sie hat 
überall da eingegriffen, wo die finanzielle Beihilfe notwendig war. 
In der Kommission herrschte volle Ubereinstimmung darüber, daß der Finanz- 
minister sich bei der Behandlung der ostpreußischen Angelegenheiten von jeder 
fiskalischen Engherzigkeit freigehalten hat, daß er diese Dinge mit staatsmännischem 
Weitblick und mit warmherziger Großzügigkeit behandelt hat. 
Aber die Kommission war ferner auch der übereinstimmenden Meinung, daß 
alle übrigen beteiligten preußischen Ministerien jedes an seiner Stelle seine Pflicht 
voll getan und an der Aufgabe der Wiederherstellung Ostpreußens mit voller 
Treue und mit vollem Verständnis mitgearbeitet hat.. 
Mit der Zentralstelle haben in vollem Umfange in der hingebenden auf- 
opfernden Tätigkeit für den Wiederaufbau Ostpreußens die örtlichen, die provinziellen 
Stellen gewetteifert, sowohl die Staatsbehörden, Oberpräsident, Landräte usw., 
wie alle Selbstverwaltungsorgane. Alle haben sie ihre volle Kraft in den Dienst 
des großen Werkes gestellt. Und wenn, in der Kommission vor allen Dingen, die 
Verdienste hervorgehoben worden sind, die der verdienstvolle Mann, der an die 
Spitze der Verwaltung Ostpreußens und der Hilfstätigkeit gestellt ist, der Ober- 
präsident, die die Landwirtschaftskammer und ihr Vorsitzender, die der bereits 
genannte Flüchtlingskommissar entfaltet haben, so soll das nicht auch die volle 
Anerkennung für all die übrigen Organe des Staates und der Selbstverwaltung 
ausschließen, die in aufopfernder Tätigkeit zusammengewirkt haben, damit das, 
was wir alle anerkennen, damit die Ehrenpflicht, Ostpreußen wieder zu voller 
Blüte zu verhelfen, auch in die Tat umgesetzt wird..). 
Meine Herren, Friedrich der Große hat nach dem Siebenjährigen Kriege mit 
einer gewaltigen Kulturarbeit die von dem Kriege heimgesuchten Teile Preußens 
nicht nur in ihrer Wirtschaftlichkeit wiederhergestellt, sondern zu höherem Wohlstand, 
zu höherer Kultur gehoben. Was heute für Ostpreußen geschieht, was für Ost- 
preußen im Werke und geplant ist, stellt sich, so scheint mir, dieser Kulturtätigkeit 
des großen Königs ebenbürtig zur Seite. Aber ein großer Unterschied waltet 
zwischen damals und jetzt doch ob. Friedrich der Große konnte an die Wieder- 
belebung und den Wiederaufbau der vom Kriege heimgesuchten Teile seines 
Staates erst gehen, als die Waffen ruhten, als der Friede geschlossen war. Der 
preußische Staat und das preußische Volk sind aber, während noch die Wogen des 
Weltkrieges uns umtobten, selbst, als noch Teile der Provinz von den Russen 
besetzt waren, unmittelbar an den Wiederaufbau der schwer geschädigten Provinz 
gegangen. Das zeugt, wie in der Kommission hervorgehoben worden ist, von einem 
ganz ungewöhnlichen Maß von Spannkraft des preußischen Staates und des 
preußischen Volkes. Diese Spannkraft aber legt wiederum an dieser Stelle Zeugnis 
ab von dem hohen Maß von sittlicher und wirtschaftlicher Stärke, die dem 
preußischen Staat und dem preußischen Volke innewohnt. 
Aus dem, was wir für Ostpreußen tun und leisten, werden unsere deutschen 
Brüder, werden unsere treuen Bundesgenossen doch das Vertrauen gewinnen können, 
daß der preußische Staat und das preußische Volk nicht nur willens, sondern auch 
stark genug ist, durchzuhalten bis zum vollen Siege, der uns vor der Wiederkehr solcher 
schweren Kriegsleiden und Kriegsgefahren dauernd schützt. (Lebhafter Beifall.) 
1) Im folgenden schlägt die Kommission dem Hause vor, die Staatsregierung zu er- 
suchen, auf weitere wirtschaftliche Hebung der Provinz, insbesondere durch innere 
Kolonisation, Verbesserung der Verkehrsmittel und Elektrisierung, Bedacht zu nehmen.
	        
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