— 208 —
Kurz, es ist eine finanzielle Tätigkeit der ganzen Linie entwickelt worden; sie hat
überall da eingegriffen, wo die finanzielle Beihilfe notwendig war.
In der Kommission herrschte volle Ubereinstimmung darüber, daß der Finanz-
minister sich bei der Behandlung der ostpreußischen Angelegenheiten von jeder
fiskalischen Engherzigkeit freigehalten hat, daß er diese Dinge mit staatsmännischem
Weitblick und mit warmherziger Großzügigkeit behandelt hat.
Aber die Kommission war ferner auch der übereinstimmenden Meinung, daß
alle übrigen beteiligten preußischen Ministerien jedes an seiner Stelle seine Pflicht
voll getan und an der Aufgabe der Wiederherstellung Ostpreußens mit voller
Treue und mit vollem Verständnis mitgearbeitet hat..
Mit der Zentralstelle haben in vollem Umfange in der hingebenden auf-
opfernden Tätigkeit für den Wiederaufbau Ostpreußens die örtlichen, die provinziellen
Stellen gewetteifert, sowohl die Staatsbehörden, Oberpräsident, Landräte usw.,
wie alle Selbstverwaltungsorgane. Alle haben sie ihre volle Kraft in den Dienst
des großen Werkes gestellt. Und wenn, in der Kommission vor allen Dingen, die
Verdienste hervorgehoben worden sind, die der verdienstvolle Mann, der an die
Spitze der Verwaltung Ostpreußens und der Hilfstätigkeit gestellt ist, der Ober-
präsident, die die Landwirtschaftskammer und ihr Vorsitzender, die der bereits
genannte Flüchtlingskommissar entfaltet haben, so soll das nicht auch die volle
Anerkennung für all die übrigen Organe des Staates und der Selbstverwaltung
ausschließen, die in aufopfernder Tätigkeit zusammengewirkt haben, damit das,
was wir alle anerkennen, damit die Ehrenpflicht, Ostpreußen wieder zu voller
Blüte zu verhelfen, auch in die Tat umgesetzt wird..).
Meine Herren, Friedrich der Große hat nach dem Siebenjährigen Kriege mit
einer gewaltigen Kulturarbeit die von dem Kriege heimgesuchten Teile Preußens
nicht nur in ihrer Wirtschaftlichkeit wiederhergestellt, sondern zu höherem Wohlstand,
zu höherer Kultur gehoben. Was heute für Ostpreußen geschieht, was für Ost-
preußen im Werke und geplant ist, stellt sich, so scheint mir, dieser Kulturtätigkeit
des großen Königs ebenbürtig zur Seite. Aber ein großer Unterschied waltet
zwischen damals und jetzt doch ob. Friedrich der Große konnte an die Wieder-
belebung und den Wiederaufbau der vom Kriege heimgesuchten Teile seines
Staates erst gehen, als die Waffen ruhten, als der Friede geschlossen war. Der
preußische Staat und das preußische Volk sind aber, während noch die Wogen des
Weltkrieges uns umtobten, selbst, als noch Teile der Provinz von den Russen
besetzt waren, unmittelbar an den Wiederaufbau der schwer geschädigten Provinz
gegangen. Das zeugt, wie in der Kommission hervorgehoben worden ist, von einem
ganz ungewöhnlichen Maß von Spannkraft des preußischen Staates und des
preußischen Volkes. Diese Spannkraft aber legt wiederum an dieser Stelle Zeugnis
ab von dem hohen Maß von sittlicher und wirtschaftlicher Stärke, die dem
preußischen Staat und dem preußischen Volke innewohnt.
Aus dem, was wir für Ostpreußen tun und leisten, werden unsere deutschen
Brüder, werden unsere treuen Bundesgenossen doch das Vertrauen gewinnen können,
daß der preußische Staat und das preußische Volk nicht nur willens, sondern auch
stark genug ist, durchzuhalten bis zum vollen Siege, der uns vor der Wiederkehr solcher
schweren Kriegsleiden und Kriegsgefahren dauernd schützt. (Lebhafter Beifall.)
1) Im folgenden schlägt die Kommission dem Hause vor, die Staatsregierung zu er-
suchen, auf weitere wirtschaftliche Hebung der Provinz, insbesondere durch innere
Kolonisation, Verbesserung der Verkehrsmittel und Elektrisierung, Bedacht zu nehmen.