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kamen die unermüdlichen Kämpfer bis zur nächsten Linie, ja stürmten sie zum
Teil schon in der Nacht . . . Mehr als man hoffen durfte, hatten mit einem
Schlage die Treffsicherheit der Artillerie und der Ungestüm der Infanterie er—
reicht: Binnen 24 Stunden war Przasnysz von beiden Seiten flankiert und nicht
mehr zu halten.
Am 14. Juli ging fast ununterbrochen ein feiner Regen nieder. Der Durchzug
durch das ausgebrannte, völlig menschenleere Przasnysz war melancholisch genug,
aber unsere Soldaten klappten wohlgemut die Zange zu und vereinigten sich südlich
davon zu einer Ramme, die nun die neue feindliche Stellung, die letzte geschlossene
vor der Narewlinie, mitten entzweibrach. Die Russen hatten alle Zwischenlinien
aufgegeben und schleunigst die seit Monaten vorbereitete, außerordentlich starke
Verteidigungsstellung Wysogrod-Cichanow-Zielona-Szczuli-Krasnosielc besetzt, die
wieder aus mehreren Reihen hintereinander bestand. Unsere Truppen mochten
zunächst im Zweifel sein, ob sie hier noch stärkeren Widerstand zu erwarten
hätten.
Der 15. Juli gab eine ernste Antwort. Als nach kräftiger Artillerievorbereitung
die Schützenlinien vorzugehen begannen, empfing sie überall ein heftiges Gewehr-
und Maschinengewehrfeuer. Der Feind setzte offenbar alles daran, das letzte Boll-
werk bis zum äußersten zu verteidigen. So ging es an den meisten Stellen nur
langsam vorwärts, und öfters mußte die für das Wirkungsschießen der Artillerie
angesetzte Zeit verlängert werden. Trotz des hellen, sonnigen Wetters, das eine
gute Beobachtung zuließ, war der Erfolg nicht mehr so durchschlagend wie am
ersten Tage Punkt 2 Uhr trat man zum Sturm an. Es war ein gewagtes
Unternehmen, diesen Stoß ohne die heranbeorderten Verstärkungen zu unter-
nehmen. Sein Gelingen ist dem hervorragenden Zusammenwirken von Infanterie
und schwerer Artillerie zu verdanken. Im vollen Vertrauen auf die Trefsfsicherheit
der „schwarzen“ Brüder sprangen die Schützen durch das hohe Kornfeld vor, sobald
eine Lage Granaten vor ihnen eingeschlagen war. Durch verabredete Zeichen gaben
sie ihre neue Linie zu erkennen. Dann legte die Artillerie ihre Geschoßgarbe
100 Meter weiter vorwärts, und unter ihrem Schirm stürzten jene in die frischen
Granatlöcher. So ging es ununterbrochen vorwärts. Weder das russische Schnell-
feuer, noch das doppelte Drahthindernis vermochte den Sturm aufzuhalten. Als
das deutsche Hurra rollte, liefen die Russen, verblüfft durch solche Elementar-
gewalt, in hellen Haufen davon. Um 2½ Uhr erhielt der Divisionsstab vom
linken Flügel die Fernsprechmeldung: Die feindliche Stellung ist genommen, und
kaum war der Apparat frei, so traf vom rechten Flügel dieselbe Nachricht ein.
Die Wirkung dieses ersten Durchbruchs durch die russische Hauptstellung pflanzte
sich im Laufe des Nachmittags und der Nacht über die ganze Front hin fort.
Neue Kräfte wurden in die Bresche geworfen und halfen sie erweitern .. Auch
einzelne rückwärtige Zwischenstellungen des Feindes fielen bald unter den Stößen
unserer siegesfroh vorwärtseilenden Truppen, die erst vor der befestigten Narewlinie
Halt machten . . . An dem schönen Erfolge haben naturgemäß auch die Truppen-
teile, die zur Seite der mittleren Stoßkolonnen vorgingen, ihren erheblichen An-
teil .. Die Aufmerksamkeit auch späterer Zeiten wird aber doch in erster Linie
sich auf das Mittel- und Hauptstück dieser groß= und eigenartig von General
von Gallwitz angelegten Offensive richten: auf die Zange von Przasnysz und den
Rammstoß von Zielona.