Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Aber wenn durch die militärischen Ereignisse, wie wir sie hoffen und wünschen, 
eine Ernüchterung des italienischen Volkes eintreten wird, dann werden ihm auch 
die Augen darüber aufgehen, wie leichtfertig es in diesen Krieg hineingehetzt 
worden ist. (Stürmisches Sehr richtigl) 
Wir haben alles getan, um die Abkehr Italiens vom Bunde zu verhüten. Uns 
fiel dabei die undankbare Rolle zu, dem treuen verbündeten Osterreich-Ungarn, mit 
dessen Armee unsere Truppen von Kampf zu Kampf und von Sieg zu Sieg schreiten, 
anzusinnen, die Vertragstreue des Dritten durch die Abtrennung altererbter Ge- 
biete zu erkaufen. Daß Osterreich-Ungarn schließlich hier an die äußerste Grenze 
des Möglichen gegangen ist, wissen Sie. (Zustimmung.) Der Fürst Bülow, der 
von neuem in den aktiven Dienst des Reiches getreten war, hat die ganze Summe 
seines diplomatischen Geschickes, seiner genauen Kenntnis der italienischen Zustände 
seiner Persönlichkeit und seines Namens in unerschütterlicher Arbeit für eine Ver- 
ständigung eingesetzt. (Lebhafter Beifall.) Wenn seine Arbeit vergeblich geblieben 
ist — das ganze deutsche Volk dankt sie ihm. (Lebhafter Beifall.) Wir werden 
auch diesen Sturm aushalten. (Lebhafter, anhaltender Beifall.) Von Monat zu 
Monat sind wir mit unseren Verbündeten immer mehr zusammengewachsen. 
Von der Pilica bis zur Bukowina haben wir mit unseren österreichisch-ungarischen 
Kameraden monatelang gegen eine Riesenübermacht zusammen ausgehalten. (Beifall.) 
Dann sind wir siegreich vorgestoßen und vormarschiert. An dem Geist der Treue 
und Freundschaft und Tapferkeit, von dem die Zentralmächte unerschütterlich 
beseelt sind, werden auch neue Feinde zuschanden werden. (Brausender Beifall.) 
26. 
Die Herbstschlacht in der Champagne. 
September 1915. 
Quelle: Die Champagne-Herbstschlacht 1915. Bearbeitet und heraus- 
gegeben vom Armee-Oberkommando 3. München und Leipzig o. J. 
S. 31—74. 
Wie auf Kommando fingen plötzlich die Tausende von französischen Geschützen 
an, ihren Eisenhagel auf die deutschen Stellungen zu schleudern. Ohne Pause 
folgten einander die Detonationen der platzenden Geschosse. Ein dauerndes Ge- 
dröhne, das noch auf 30, ja 50 km Entfernung wie dos ununterbrochene Rollen 
eines schweren Gewitters oder das Tosen der Meeresbrandung anzuhören war, 
erschütterte die Luft. Auf eine Strecke von 30 km Breite und mehr wurde der 
Boden von den einschlagenden Geschossen aller Kaliber, vom Feldgeschütz bis zum 
28-em-Mörser, buchstäblich umgepflügt. Bäume wurden entwurzelt. Ganze Wald- 
stücke verschwanden vom Boden. Einige kahle Stümpfe zeigten bald nur noch die 
Stellen an, wo sich früher die für die Champagne so charakteristischen Kiefern- 
gehölze erstreckt hatten. In den Dörfern, die in der feindlichen Feuerzone lagen, 
stürzten auch noch die letzten ragenden Mauerreste zusammen. Trümmerhaufen be- 
zeichneten die ehemaligen Dorfstätten. Aber auch alle die tief in das Erdreich ein- 
geschnittenen Befestigungsanlagen unserer Stellungen, die unsere Leute in monate- 
langer, mühseliger Arbeit geschaffen hatten, konnten trotz aller möglichen kunst- 
vollen Versteifungen dem feindlichen Massenfeuer auf die Dauer nicht stand halten. 
Gingen doch an einem Tage nach oberflächlicher Berechnung mindestens 180000
	        
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