— 226 —
Die Schlacht an der Somme stellt selbst gegen die Kämpfe bei Verdun noch
eine Steigerung des Einsatzes an Menschen und Munition dar. Sie bildet den
Höhepunkt der Kraftentfaltung unserer Feinde und der ganzen bisherigen Kriegs-
geschichte. Vergleicht man den Einsatz und die Hoffnungen unserer Feinde mit
ihren Erfolgen, so muß sich jedem unbefangenen Beurteiler die Erkenntnis auf-
drängen, daß sie unsere Stellung zu erschüttern nicht die Macht besitzen. Zum
erstenmal hat das bisher listig geschonte englische Heer gewaltige Verluste erlitten.
An den nutzlosen Opfern trägt aber auch diesmal wieder Frankreich weitaus den
größten Anteil. Ein weiter blühender Landstrich Frankreichs ist durch die Juli-
kämpfe in eine grausige Trümmerwüste verwandelt.
131.
Die Seeschlacht vor dem Skagerrak.
31. Mai bis 1. Juni 1916.
Quelle: Scheibe, Die Schlacht vor dem Skagerrak. 4. Aufl. Berlin 1916.
S. 14—22.
Etwa um 7 Uhr 45 nachm. lösen sich die bis dahin in der Nähe des eng-
lischen Schlachtkreuzergeschwaders stehenden englischen Kleinen Kreuzer und Zer-
störer von diesem los und wenden sich in schnellem Angriff gegen unsere Panzer-
kreuzer, die den auf sie abgefeuerten Torpedos durch Abwenden ausweichen. Während
sich unsere Kleinen Kreuzer mit den bei ihnen stehenden Flottillen diesem Angriff
entgegenwerfen, erhalten sie überraschend Feuer aus schwerem Geschütz aus nord-
östlicher Richtung. Aus der den nördlichen und nordöstlichen Horizont über-
lagernden schmutzigen Dunstschicht treten schattenhaft einzelne Schiffsrümpfe feind-
licher Schlachtschiffe hervor. Da der Angriff der feindlichen leichten Streitkräfte
pariert ist und das schwere Feuer schnell an Heftigkeit zunimmt, drehen unsere
Kleinen Kreuzer den Panzerkreuzern nacht). Sie erhalten dabei schwere Treffer.
„Wiesbaden“ wird durch einen Schuß in die Maschine manövrierunfähig und muß
stoppen. Teile unserer Flottillen gehen, die Gefahr der sich plötzlich enthüllenden
Lage erkennend, unverzüglich zum Torpedoangriff gegen die neu auftretenden
Linienschiffe vor. Im Anlaufe näher kommend, erkennen sie eine lange Linie von
mindestens 25 Schlachtschiffen, die zunächst auf nordwestlichem bis westlichem Kurse
Vereinigung mit ihren Schlachtkreuzern und mit der „Queen Elizabeth“-Division
suchen, dann aber Kehrt machen und einen östlichen bis südöstlichen Kurs aufnehmen.
Bei unserer Flottenleitung konnte kein Zweifel darüber herrschen, daß wir der
vollzählig versammelten englischen Hauptstreitmacht gegenüberstanden. Die welt-
geschichtliche Entscheidung, ob Deutschlands junge Flotte den Kampf mit der fast
doppelt überlegenen Seemacht Englands aufnehmen soll, ist auf des Messers
1) Im Verlauf der seit etwa 6 Uhr tobenden Kreuzerschlacht waren die großen eng-
lischen Schlachtkreuzer und auch die schnellen Linienschiffe der Queen-Elizabeth-Klasse
durch das Erscheinen unseres Gros in schwere Bedrängnis geraten. Um diese Schiffe, von
denen sich die Schlachtkreuzer gänzlich aus dem Gefecht zurückziehen mußten, zu decken,
unternahm die englische Flottenleitung einen Vorstoß leichter Kräfte gegen unsere Panzer-
kreuzer. Während der Abwehr dieses Vorstoßes durch Gegenangriff erschien die große
englische Hochseeflotte, und es begann jetzt der Hauptkampf, der hier von einem Mit-
kämpfer, dem Korvettenkapitän Scheibe, der während der Schlacht 1. Offizier an Bord
eines der beteiligten Panzerkreuzers war, geschildert wird.