Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Befehl seines Königs die formelle Erklärung abgegeben, daß der König entschlossen 
sei, die Neutralität aufrechtzuerhalten, und daß seine Regierung in der Lage sei, 
dies auch durchzuführen. (Hört, hört!) Gleichzeitig erklärte Herr Bratianu dem 
Baron Bussche, daß er sich dieser Erklärung seines Königs vollkommen anschließe. 
(Hört, hört!) Noch sechs Tage vor der Kriegserklärung erklärte der König unserem 
Gesandten, er wisse, daß die große Majorität Rumäniens den Krieg nicht wolle. 
(Hört, hört!) und an demselben Tage versicherte der König einem persönlichen 
Vertrauten, daß er die Mobilmachungsorder nicht unterschreiben werde. (Erneutes 
lebhaftes Hört, hört!) Am 26. August, also am Tage vor der Kriegserklärung 
noch, erklärte der König dem österreichisch-ungarischen Vertreter, daß er den Krieg 
nicht wolle. (Hört, hört!) Als ein Kuriosum erwähne ich nur, daß Herr Bratiann 
an demselben 26. August dem Grafen Czernin versichert hat, er sei entschlossen, 
die Neutralität Rumäniens aufrecht zu erhalten. Der Kronrat, der für den nächsten 
Tag angesetzt war, werde die Wahrheit seiner Worte beweisen. (Hört, hört! und 
Gelächter.t) 
Rumänien hat seine Raubpolitik vom ersten Tage an abhängig gemacht von 
der Einschätzung der allgemeinen Kriegslage. Nun, Rumänien wird sich ebenso 
militärisch verrechnen, wie sich seine Ententefreunde politisch bereits verrechnet 
haben. Man hoffte ja zuversichtlich, die Kriegserklärung Rumäniens werde den 
Abfall der Türken und Bulgaren von uns nach sich ziehen. Aber die Türkei und 
Bulgarien sind nicht Rumänien und Italien. (Sehr gut! Beifall.) Fest und un- 
verrückbar steht ihre Bundestreue; sie hat auf den Schlachtfeldern der Dobrudscha 
glänzende Siege gefeiert. (Beifall.) 
133. 
Die glanzvolle Anlage und mustergültige Durchführung 
des rumänischen Feldzuges. 
Quelle: Schreiben des Kaisers an Hindenburg vom 9. Dezember 1916. 
Fundort: Kriegsdaheim. Bd. 6. S. 89. 
Mein lieber Feldmarschall! 
Der rumänische Feldzug, der mit Gottes Hilfe schon jetzt zu einem so glänzenden 
Erfolge führte, wird in der Kriegsgeschichte aller Zeiten als leuchtendes Beispiel 
genialer Feldherrnkunst bewertet werden. Von neuem haben Sie große Operationen 
mit seltener Umsicht in glanzvoller Anlage und mit größter Energie in der Durch- 
führung mustergültig geleitet und mir in vorausschauender Fürsorge die Maßnahmen 
vorgeschlagen, die den getrennt marschierenden Heeresteilen zu vereintem Schlagen 
den Weg wiesen. Ihnen und Ihren bewährten Helfern im Generalstabe gebührt 
dafür aufs neue der Dank des Vaterlandes, das mit stolzer Freude und Be- 
wunderung die Siegesnachrichten vernommen und mit sicherer Zuversicht und mit 
vollem Vertrauen auf solche Führer der Zukunft entgegensieht. Ich aber habe den 
Wunsch, meinen tiefempfundenen Dank und meiner uneingeschränkten Anerkennung 
dadurch besonderen Ausdruck zu geben, daß ich Ihnen als erstem meiner Generale 
das Großkreuz des Eisernen Kreuzes verleihe. 
Großes Hauptquartier den 9. Dezember 1916. 
Ihr dankbarer und stets wohlaffektionierter König 
Wilhelm R.
	        
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