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Die Gründung des Königreichs Polen.
5. November 1916.
Quelle: Bekanntmachung des Generalgouverneurs von Beseler
vom 5. November 1916.
Fundort: Hannoverscher Kurier vom 5. November 1916. (Morgenausgabe.) Nr. 32763.
An die Bewohner des Generalgouvernements Warschau!
Seine Majestät der Deutsche Kaiser und Seine Majestät der Kaiser von
Osterreich und Apostolischer König von Ungarn, getragen von dem festen Ver-
trauen auf den endgültigen Sieg ihrer Waffen und von dem Wunsche geleitet,
die von ihren tapferen Heeren mit schweren Opfern der russischen Herrschaft ent-
rissenen polnischen Gebiete einer glücklichen Zukunft entgegenzuführen, sind dahin
übereingekommen, aus diesen Gebieten einen selbständigen Staat mit erblicher
Monarchie und konstitutioneller Verfassung zu bilden. Die genauere Bestimmung
der Grenzen des Königreiches Polen bleibt vorbehalten. Das neue Königreich
wird im Anschluß an die beiden verbündeten Mächte die Bürgschaften finden,
deren es zur freien Entfaltung seiner Kräfte bedarf. In einer eigenen Armee
sollen die ruhmvollen Überlieferungen der polnischen Heere früherer Zeiten und die
Erinnerung an die tapferen polnischen Mitstreiter in dem großen Kriege der
Gegenwart fortleben. Ihre Organisation, Ausbildung und Führung wird in ge-
meinsamem Einvernehmen geregelt werden.
Die verbündeten Monarchen geben sich der zuversichtlichen Hoffnung hin, daß
sich die Wünsche nach staatlicher und nationaler Entwicklung des Königreiches
Polen nunmehr unter gebotener Rücksichtnahme auf die allgemeinen politischen
Verhältnisse Europas und auf die Wohlfahrt und Sicherheit ihrer eigenen Länder
und Völker erfüllen werden.
Die großen westlichen Nachbarmächte des Königreiches Polen aber werden
an ihrer Ostgrenze einen freien, glücklichen und seines nationalen Lebens frohen
Staat mit Freuden neu erstehen und aufblühen sehen.
Auf allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Deutschen Keisers.
Der Generalgouverneur.
135.
Der Grundgedanke des Gesetzes über den Vaterländischen Hilfsdienst.
5. Dezember 1916.
Quelle: Reichstagsrede des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg
vom 29. November 1916.
Fundort: Hannoverscher Kurier vom 30. November 1916. (Morgenausgabe.) Nr. 32808.
Unsere Feinde wollen den Frieden noch nicht. In Menschenzahlen sind sie
uns weit überlegen, und fast die ganze Welt liefert ihnen Kriegsmaterial. Was
das heißt, das zeigen die Kämpfe an der Somme. Industrie und Organisation
werden mit jedem Tage, den der Krieg länger dauert, entscheidender für das Ende.
Jede Hand, die daheim Geschütze und Geschosse schafft, ersetzt einen Mann, schützt
ein junges Leben im Schützengraben. Jede Hand, die daheim feiert, hilft dem
Feinde. Das ist die Mahnung, die uns jeder Heeresbericht zuruft, die uns in
Herz und Gewissen dringt. Die Motive zu diesem Gesetz sind nicht am grünen