Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Tisch erdacht; sie sind draußen im Trommelfeuer der Fronten geboren .. . Ge- 
waltig sind die Eingriffe in das Wirtschaftsleben; aber sind sie nicht gering gegen 
die Gewaltsamkeit dieses Krieges? (Sehr gut!) Die Möglichkeit des Zwanges 
mußte vorgesehen werden. Die eherne Notwendigkeit verlangt eisernen Willen. 
Die Möglichkeit des Zwanges soll den festen Boden geben, auf dem wir stehen 
müssen, um hinter den kämpfenden Armeen organisch eine Armee der Arbeit auf- 
zubauen. Gelingen aber kann das Werk nur, wenn es sich darstellt als das Er- 
gebnis nicht des Zwanges, sondern der freien UÜberzeugung des ganzen Volkes 
(Lebhafter Beifall), wenn Industrie und Landwirtschaft, Arbeiter und Unter- 
nehmer und wenn vor allem ihre bewährten Organisationen (Lebhafter Beifall 
links und im Zentrum) sich ihm freiwillig hingeben und widmen. Daß dies eintreten 
wird, dürfen wir mit Zuversicht sagen; denn dafür bürgt uns der Sinn, mit dem 
sich das ganze Volk auf den Krieg eingestellt hat; dafür bürgen uns die großen 
Leistungen, die dieser Sinn bisher schon hervorgebracht hat. Der Geist, der alle 
im Lande zu Beginn des Krieges beflügelt hat, mitzuwirken und mitzuhelfen, wo 
es auch sei, dieser Geist wird aufs neue aufgerufen, und jeder von uns weiß, 
daß er sich dem Rufe nicht versagen darf. (Beifall.) 
Wenn draußen Hunderttausende in der Verteidigung des Vaterlandes dahin- 
bluten, dann wird der Mann daheim nicht die letzten Opfer gebracht zu haben 
meinen, wenn er tatenlos die Mühen erträgt, die der Kriegszustand mit sich 
bringt. Da wird er es als seine Pflicht vor dem Vaterlande, vor den Kämpfern, 
vor den gefallenen Helden betrachten, seine Kraft an den Platz zu setzen, wo sie 
für den Kriegszweck am nützlichsten wirkt. Über die Einzelheiten des Gesetzes 
mögen die Meinungen auseinandergehen; mag der eine dies verurteilen, der andere 
jenes vermissen — aber dieses Gesetz, für die Kriegszeit geschaffen, soll doch ein 
Zeugnis dafür sein, daß wir für allezeit festhalten wollen am Geist gegenseitigen 
Vertrauens und gegenseitiger Hilfsbereitschaft, der uns in der schwersten Not 
unseres Volkes zusammengeführt hat, und auf dem allein sich eine Zukunft auf- 
bauen kann: Stark nach außen und frei nach innen. 
Im Namen der verbündetem Regierungen bitte ich Sie, meine Herren: 
Helfen Sie an dem Werke, das uns neue Kraft und damit dem Siege und dem 
Frieden zuführen soll! (Lebhafter Beifall.) 
136. 
Das deutsche Friedensangebot und seine Ablehnung. 
1. Quelle: Deutsche Note vom 12. Dezember 1916. 
Fundort: Kriegsdaheim. Bd. 7. Anhang. S. 1. 
Der furchtbarste Krieg, den die Geschichte je gesehen hat, wütet seit bald 
zwei und einem halben Jahr in einem großen Teil der Welt. Diese Katastrophe, 
die das Band einer gemeinsamen tausendjährigen Zivilisation nicht hat aufhalten 
können, trifft die Menschheit in ihren wertvollsten Errungenschaften. Sie droht, 
einen geistigen und materiellen Fortschritt, der den Stolz Europas zu Beginn des 
20. Jahrhunderts bildete, in Trümmer zu legen. 
Deutschland und seine Verbündeten Osterreich-Ungarn, Bulgarien und die 
Türkei haben in diesem Kampfe ihre unüberwindliche Kraft erwiesen. Sie haben 
über ihre an Zahl und Kriegsmaterial überlegenen Gegner gewaltige Erfolge er-
	        
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