Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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93 Divisionen setzte der englische Führer bis Mitte November auf den Schlacht- 
feldern von Flandern ein. 
Sein ganzer Erfolg besteht in einem Streifen Land von zwanzig Kilometern 
Breite, der an wenigen Stellen eine Tiefe von sieben Kilometern erreicht, ein Boden, 
auf dem kein Baum und Strauch mehr wächst, der, durch Millionen schwerer Ge- 
schosse aufgewühlt und umgepflügt, für Jahrzehnte hinaus völlig in eine trostlose 
Wüstenei verwandelt ist, für ein Trichterfeld, das, verschlammt und versumpft, den 
Bau von Unterständen ausschließt, für eine Stellung ohne Hinterland, in der die 
englischen Truppen im Kampfe gegen die Natur schwer leiden und ihre Kräfte 
verzehren, ist das unendlich viele Blut geflossen, ist die Blüte des englisch- 
kanadischen Heeres geopfert, haben französische Divisionen nutzlos geblutet, sind 
Milliarden Frankreichs und Englands bezahlt; belgische Erde ist verwüstet, belgische 
Städte und Dörfer durch französische und englische Geschosse zerstört. 
Unbeirrt und sicher gehen die deutschen UBoote von der flandrischen Küste 
aus weiterhin an ihre Arbeit; unbeirrt haben die deutschen Heere trotz der in 
Flandern tobenden gewaltigen Schlacht im Verein mit ihren Verbündeten den 
Feind im Osten und in Italien geschlagen und die fruchtbarsten Landstriche er- 
obert. Der Feldzug 1917 in Flandern ist für ewige Zeiten ein stolzes Ruhmesblatt 
des deutschen Westheeres, das hier in unvergleichlichem Heldenmut die glänzendste 
Probe aller kriegerischen Tugenden liefert. 
142. 
Die Landung auf Oesel 
und die Bedeutung der Eroberung dieser Insel. 
13. Oktober 1917. 
1. Quelle: Amtlicher ausführlicher Bericht vom 18. Oktober 1917. 
Fundort: Hannoverscher Kurier vom 19. Oktober 1917. (Abendausgabe.) Nr. 33396. 
Die Transportflotte wurde in der Hauptsache in Hamburg und Bremerhaven 
zusammengestellt. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe ermißt man, wenn man sich 
überlegt, daß die in Frage kommenden Schiffe seit 3¼ Jahren ohne Möglichkeit 
genügender Pflege aufgelegen hatten, daß der Befehl zur Bereitstellung der 
Flotte, um die Geheimhaltung zu sichern, erst in letzter Stunde bekanntgegeben 
werden konnte, daß Kapitäne, Offiziere und Besatzungen erst bei der Abfahrt der 
Dampfer zur Verfügung gestellt werden konnten, daß zu einer Armeeabteilung 
außer den eigentlichen Truppen und den notwendigen Geschützen von verschiedenem 
Kaliber ein großer Fuhrpark mit Pferden und Wagen gehört, daß man mit dem 
Vorhandensein von Lebensmitteln auf Oesel nicht rechnen konnte, und endlich, 
daß die Landung an freier Küste ohne Kaianlagen erfolgen mußte. Die aus den 
Erfahrungen der Chinaexpedition im Jahre 1900 heraus geschaffene Seetransport- 
abteilung im Reichsmarineamt hat damit den Beweis ihrer Notwendigkeit er- 
bracht und sich ebenso wie die die Schiffe bereitstellende Schiffsbesichtigungs- 
kommission und wie die deutschen Privatwerften, denen die Ausführung über- 
tragen wurde, dieser neuen und plötzlich an sie herantretenden Aufgabe in an- 
erkennenswerter Weise gewachsen gezeigt. 
Nach tagelanger Vorbereitung durch die Minensuchverbände fuhr die Trans- 
portflotte unter dem Schutze von Teilen der Hochseeflotte durch die schmale frei-
	        
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