Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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deutsche Bundesflagge und hoffen, daß in nicht zu langer Frist eine deutsche Flotte 
dem deutschen Namen auf nahen und fernen Meeren Achtung verschaffen werde. 
Wir verlangen ein deutsches Bundesgericht zur Schlichtung aller Streitig— 
keiten staatsrechtlichen Ursprungs zwischen den Fürsten und Staaten wie auch 
zwischen den verschiedenen deutschen Regierungen. 
Wir verlangen ein allgemeines deutsches Heimatrecht und volle Freizügigkeit 
in dem gesamten deutschen Vaterlande. 
Wir verlangen, daß fortan keine Zollschranken mehr den Verkehr auf deutschem 
Boden hemmen und den Gewerbefleiß seiner Bewohner lähmen; wir verlangen 
also einen allgemeinen deutschen Zollverein, in dem gleiches Maß und Gewicht, 
gleicher Münzfuß, ein gleiches deutsches Handelsrecht auch das Band materieller 
Vereinigung bald um so fester schließen möge. 
Wir schlagen vor Preßfreiheit mit gleichen Garantien gegen den Mißbrauch 
für das gesamte deutsche Vaterland. 
Wir geben der freudigen Hoffnung Raum, daß die Ausführung unserer Ab- 
sichten, ja daß schon deren Anbahnung die Spannung heben wird, die jetzt zu 
unserem großen Schmerz das deutsche Vaterland erfüllt, die Verkehr und Ge- 
werbe lähmt, es spaltet, die es zu zerreißen droht; ja wir hoffen, daß jene Maß- 
regeln Deutschland in sich stark, nach außen geachtet machen werden, damit in 
seinen vereinigten Kräften Europa die sicherste Gewähr eines dauernden, geseg- 
neten Friedens finden möge. 
Damit aber die Erfüllung unserer Absichten am wenigsten in unseren Staaten 
Zögerung und Hindernis finden könne, damit wir desto eher diese Vorschläge zu 
entwickeln imstande sind, die wir für die Verfassung unserer Staaten nötig er- 
achten, haben wir beschlossen, die Berufung des Vereinigten Landtages zu be- 
schleunigen, und beauftragen das Staatsministerium, diese Einberufung auf Sonn- 
tag den 2. April d. Is. zu bewirken. 
Gegeben zu Berlin den 18. März 1848. Friedrich Wilhelm. 
2. Quelle: Proklamation vom 21. März 1848. 
Fundort: Weil a. a. O. S. 94 und 95. 
An mein Volk und die deutsche Nation! 
Mit Vertrauen sprach der König vor 35 Jahren in den Tagen hoher Gefahr 
zu seinem Volke, und sein Vertrauen ward nicht zu Schanden; der König, mit 
seinem Volke vereint, rettete Preußen und Deutschland von Schmach und Er- 
niedrigung. 
Mit Vertrauen spreche ich heute im Augenblicke, wo das Vaterland in höchster 
Gefahr schwebt, zu der deutschen Nation, unter deren edelste Stämme mein Volk 
sich mit Stolz rechnen darf. Deutschland ist von innerer Gärung ergriffen und 
kann durch äußere Gefahr von mehr als einer Seite bedroht werden. Rettung 
aus dieser doppelten dringenden Gefahr kann nur aus der innigsten Vereinigung 
der deutschen Fürsten und Völker unter einer Leitung hervorgehen. 
Ich übernehme heute diese Leitung für die Tage der Gefahr. Mein Volk, 
das die Gefahr nicht scheut, wird mich nicht verlassen, und Deutschland wird sich 
mit Vertrauen mir anschließen. Ich habe heute die alten deutschen Farben ange- 
nommen und mich und mein Volk unter das ehrwürdige Banner des deutschen 
Reiches gestellt. Preußen geht fortan in Deutschland auf
	        
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