Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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18. 
Die Kaiserwahl in der Nationalversammlung in Frankfurt a. M. 
28. März 1849. 
Quelle: Sitzungsbericht der 196. öffentlichen Sitzung der deutschen 
Nationalversammlung vom 28. März 1849. 
Fundort: Sevin, Geschichtliches Quellenbuch. 5. Aufl. Leipzig 1913. Bd. 10. S. 26. 
Der Präsident Simson: 
. . Ich werde jedes Mitglied mit Namensaufruf auffordern lassen, den 
regierenden deutschen Fürsten zu nennen, welchem es seine Stimme für die 
Kaiserwürde gibt. Ich weiß, meine Herren, es ist niemand in diesem hohen Hause, 
der nicht mit mir in dem inbrünstigen Wunsche sich vereinigt, daß der Genius 
unseres Vaterlandes walten möge über dieser Wahl. 
[Es erfolgt nunmehr der Namensaufruf der Mitglieder.) 
Präsident: Ich verkündige Ihnen das Ergebnis der vollzogenen Wahl: die 
290 abgegebenen Stimmen haben sich sämtlich auf den König von Preußen Fried- 
rich Wilhelm IV. vereinigt. 248 Mitglieder haben sich der Wahl enthalten. — Die 
verfassunggebende deutsche Reichsversammlung hat also in ihrer 196. öffentlichen 
Sitzung Mittwoch, den 28. März des Jahres 1849, auf Grund der von ihr 
beschlossenen, angenommenen und verkündigten Reichsverfassung die in derselben 
gegründete erbliche Kaiserwürde auf den König von Preußen, Friedrich Wil- 
helm IV., übertragen. — Möge der deutsche Fürst, der wiederholt und öffentlich 
in unvergessenen Worten den warmen Herzschlag für die deutsche Sache sein kost- 
bares mütterliches Erbe genannt hat, sich nun als Schutz und Schirm der Einheit, 
der Freiheit, der Größe unseres Vaterlandes bewähren, nachdem eine Versamm- 
lung, aus dem Gesamtwillen der Nation hervorgegangen, wie keine, die je auf 
deutschem Boden tagte, ihn an deren Spitze gerufen hat. An unserem edlen 
Volke aber möge, wenn es auf die Erhebung des Jahres 1848 und auf ihr nun 
erreichtes Ziel zurückblickt, der Ausspruch des Dichters zur Wahrheit werden, dessen 
Wiege vor jetzt fast einem Jahrhundert in dieser alten Kaiserstadt gestanden hat: 
„Nicht den Deutschen geziemt es, die fürchterliche Bewegung 
Ziellos fortzuleiten, zu schwanken hierhin und dorthin, 
Dies ist unser; so laßt uns sprechen und fest es behalten."“ 
Gott sei mit Deutschland und seinem neugewählten Kaiser! 
Es erschallt ein dreifaches stürmisches Hoch in der Versammlung und auf der 
Galerie, sowie das Läuten aller Glocken und Kanonensalven. 
19. 
Die Ablehnung der Kaiserwürde durch Friedrich Wilhelm IV. 
3. April 1849. 
1. Quelle: Ansprache des Präsidenten Simson an den König. 
Fundort: Fr. Zurbonsen, Quellenbuch zur brandenburgisch-preußischen Geschichte. 2. Aufl. Verlin o. J. 
.244 und . 
Die verfassunggebende deutsche Reichsversammlung, im Frühling des ver— 
gangenen Jahres durch den übereinstimmenden Willen der Fürsten und Volks- 
stämme Deutschlands berufen, das Werk der deutschen Verfassung zustande zu 
bringen, hat am Mittwoch, den 28. März dieses Jahres 1849, nach Verkündigung 
der in zweimaliger Lesung beschlossenen deutschen Reichsverfassung die in der-
	        
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