Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Jetzt war es zwei Uhr, und mit geschärftem Blick spähten wir nach den 
ersten schwarzen Punkten, die sich auf dem klaren Seespiegel zeigen würden, — 
da blitzte es auf; nur sichtbar, nicht hörbar waren ein paar Schuß gefallen und 
zwar, wie es scheint, irrtümlich von unserer Seite herüber. Alsbald sprühten die 
Funken am jenseitigen Ufer, bald an dieser, bald an jener Stelle; dann leuchtete 
es hoch auf, und der dumpfe Knall verkündete, daß die bereit gehaltenen Ge— 
schütze der nächsten Strandbatterien ihre Kartätschenladung gegen unsere ver— 
wegenen Argonauten ausschütteten. Wirklich sind sie zu hoch gegangen, und nur 
ein Kahn ist umgeschlagen, die Mannschaft aber, wenigstens zum großen Teil, von 
den nächsten Booten gerettet. « 
Die braven Pontoniere, selbst wehrlos und eben erst von der Oder und Elbe 
angelangt, ruderten unaufhaltsam weiter; die Infanterie aber nahm das Feuer 
auf, und wenn auch manche Patrone ihr Ziel verfehlt haben mag, so rückte die 
Feuerlinie doch unaufhaltsam weiter. 
Das war nicht anders zu erwarten, da Führer wie General Manstein und 
Röder in den vordersten Kähnen standen. 
Das Ufer war erreicht; daran war nicht zu zweifeln; aber nun mußten die 
Fahrzeuge zurück; sie konnten auf dem Wege den endlich wach gewordenen feind- 
lichen Schiffen begegnen. Die Gelandeten waren vorerst auf sich selbst angewiesen; 
was stand ihnen augenblicklich entgegen? Hell waren die Fanale aufgeflammt und 
leuchteten von Höhe zu Höhe bis Augustenburg und Norburg hin. Hatten die 
Dänen ein paar geschlossene Bataillone hinter der Fohlenkoppel schon versammelt? 
Das Blitzen des Gewehrfeuers im Walde zeigte, daß unsere Märker dort schon 
kämpften; aber ob unser oder des Gegners Feuer vorwärts rückte oder zurückging, 
war nicht zu unterscheiden. Es war ein Moment atemloser Spannung. In- 
zwischen hatten alle dänischen Strandbatterien ihr Feuer eröffnet. Auf unserer 
Seite waren deren neun in der Nacht zuvor erbaut und in dieser armiert. Die 
Artilleristen standen seit ein Uhr schußfertig und blieben ihnen nichts schuldig. 
Der Donner der Geschütze, auf unserer Seite allein 62, ist in Kiel deutlich gehört 
worden. Nach rechts von uns feuerte die große Sonderburger Schloßbatterie aus 
acht Stück Vierundachtzigpfündern und zwei gezogenen Piecen gegen eine Vier- 
undzwanzigpfünderbatterie auf dem Mühlenberge. Aber all dieser Lärm entschied 
nichts; die ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf die Halbinsel Arnkiel. 
Dort sprühten nun die kleinen Funken immer weiter nach Osten; der weiße 
Rauch zeigte sich bereits am südlichen Rand des Waldes Fohlenkoppel, und die 
schwarzen Punkte bewegten sich langsam wieder gegen die Halbinsel zu. Es war 
kein Zweifel mehr; man hatte festen Fuß gefaßt. Der Däne hatte sich abermals 
überraschen lassen. Daß wir nach Alsen wollten, daß schon am 27. 160 flache Boote 
von Rothekrug durch Apenrade passiert, war ihm von seinen zahlreichen Spionen 
unzweifelhaft gemeldet; aber, wie es scheint, nahm man an, daß dieser Sturm 
zu Wasser, wie der zu Lande durch mehrtägige Beschießung werde vorbereitet 
werden müssen. Das Oberkommando hatte ja auch am 30. die Auswechselung 
von Gefangenen am Brückenkopf von Sonderburg vorgeschlagen 
Von Schnabeckshage war die Überfahrt fast ungehindert und trotz des 
weiteren Weges am ersten bewirkt worden, obwohl durch die Schiffe in der 
Augustenburger Föhrde augenscheinlich gefährdet. Legten diese sich zwischen unsere 
gelandeten Truppen und unsere Batterien, so konnten letztere nicht schießen.
	        
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