Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

einer achtstündigen Schlacht erfochten. Verlust des Feindes und Trophäen noch 
nicht gezählt, aber bedeutend. Einige 20 Kanonen. Alle acht Korps haben ge— 
fochten; aber große, schmerzliche Verluste. Ich preise Gott für seine Gnade. 
Wir sind alle wohl. Der Gouverneur soll Viktoria schießen. Wilhelm 
2. Quelle: Brief König Wilhelms an die Königin Augusta. 
Fundort: Erich Brandenburg a. a. O. S. 190—194. 
Horriz, 4. Juli (18660). 
Am 2. verließ mich Fritz Karl um 3 Uhr nachmittags nach einem Kriegsrate, 
in welchem beschlossen wurde, den durch Märsche und Kämpfe erschöpften Mann- 
schaften ein bis zwei Ruhetage zu gönnen. Um ½11 Uhr abends traf jedoch 
General Voigts-Rhetz wieder bei mir ein, um die Ausbeute der Rekognoszierungen 
des Tages zu melden, die dahin ging, daß bedeutende feindliche Massen von 
Josephstadt nach Königgrätz diesseits der Elbe sich von acht bis drei Uhr bewegt 
hätten, Gefangene aussagten, die Armee konzentriere sich zwischen Elbe und 
Bistritz um Königgrätz; es wurde mir daher vorgeschlagen, den günstigen Um- 
stand, daß die feindliche Armee sich diesseits der Elbe schlagen zu wollen scheine, 
zu benutzen und ihr die Schlacht anzubieten. Zu dem Ende sollte sich die 1. Armee 
mit dem II., III., IV. Korps im Zentrum, Sadowa vor sich habend, ausstellen, 
General Herwarth mit seinen eineinhalb Korps über Nechanitz in die linke Flanke, 
Fritz mit der 2. Armee, Garde, I., V., VI. Korps, von Königshof, seinen linken 
Flügel längs der Elbe, in die rechte Flanke des Feindes vorgehen. Erst um 
Mitternacht hatte ich mit General Moltke alles festgestellt, bestimmte meinen 
Aufbruch auf 5 Uhr früh, da die Armee sofort nachts 2 Uhr den Marsch anzu- 
treten hatte. Ich hatte fast vier Meilen zu fahren und glaubte immer noch nicht 
recht an die Richtigkeit der Annahme, daß der Feind diesseits der Elbe stehen 
könne. Aber nur zu bald sollte sich die Richtigkeit herausstellen. Als ich in einem 
kleinen Dorfe, Dub, zu Pferde stieg, regnete es, und dauerte derselbe mit langen 
Unterbrechungen den Tag über an. Schon bei den Truppen vorüberfahrend, 
wurde ich fortwährend von denselben mit Hurra begrüßt. Das Gefecht fing soeben 
8 Uhr mit Artilleriefeuer des II. Korps an, als ich in Sadowa ankam und auf 
einer Höhe Posto faßte; dies Korps stand rechts von hier. Die Division Horn 
(8. Division) ging bei Sadowa über die Bistritz und griff vorliegende waldige 
Höhen an, gewann bei der Heftigkeit der Verteidigung wenig Terrain, die 7. Di- 
vision (Fransecky) entwickelte sich mehr links, mit gleich schwankendem Erfolge. 
Herwarth griff schon nach 1½ Stunden, von Nechanitz kommend, ins Gefecht ein, 
welches von nun an fast während 5 Stunden hauptsächlich in Artilleriegefecht 
bestand, untermischt mit Infanteriegefecht in waldigen Bergen. Mit Sehnsucht 
sahen wir dem Eintreffen der 2. Armee entgegen; denn bei diesem langen 
Artilleriekampfe mußte dieselbe bereits mehrere Male ihre Reserve-Munition ver- 
ausgaben. Das Infanteriegefecht schwankte hin und her. Endlich entdeckten wir 
die ersten Spuren der Annäherung des Garde-Korps; aber das Gefecht konnte 
man nicht sehen, indem es jenseits einer Höhe vor sich ging und man nur das- 
selbe aus der feindlichen Flankenstellung annehmen konnte. Trotz dieser Um- 
gehung und trotz des allmählichen, sehr langsamen Vordringens Herwarths hielt 
der Feind in'dem Zentrum immer noch festen’ Stand. Jetzt wurde die 5. Brigade 
(Schimmelmann), Leib-, 48. Regiment, zur Unterstützung des Angriffes auf das 
Zentrum vorgenommen. Ich ritt durch die Regimenter durch, die mich mit
	        
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