Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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hier zur vollen Geltung gelangen. Jenseit des Flusses war das Gelände mit 
Wein= und Hopfenkulturen bedeckt, welche der Verteidigung großen Vorschub boten. 
Das bei Wörth entstehende Gefecht wurde schon nach einer halben Stunde 
abgebrochen; aber da die Artillerie sich von beiden Seiten daran beteiligt hatte, 
war das Signal für die bayrische Division Hartmann gegeben, welche nun, von 
Langensulzbach vorgehend, bald in ein lebhaftes Gefecht mit dem linken Flügel 
der Franzosen trat. Ihrerseits hatten diese zu ihrer Rechten Gunstett angegriffen, 
wo sie jedoch auf das anrückende XI. Korps trafen. 
Beim V. Korps, gegenüber von Wörth, erschallte sonach im Norden wie im Süden 
der Kampf, und es schien geboten, den Gegner im Zentrum emnstlich zu beschäftigen, 
um zu verhindern, daß er sich mit aller Macht auf einen der beiden Flügel werfe. 
Die Artillerie wurde vorgezogen, und um 10 Uhr standen 108 Geschütze am 
östlichen Talhang der Sauer im Feuer. 
Infanterieabteilungen durchwateten, bis an die Brust im Wasser, den Fluß; aber 
dieser mit unzureichenden Kräften unternommene Vorstoß scheiterte, und nur mit 
außerster Anstrengung vermochte man sich auf dem jenseitigen Ufer zu behaupten. 
Vom Kronprinzen lief die Weisung ein, nichts zu unternehmen, was an 
diesem Tage zur Schlacht führen könne. Bereits aber befand sich das V. Korps 
in so ernstem Kampfe, daß derselbe nicht ohne die augenscheinlichsten Nachteile 
abzubrechen war. General von Kirchbach entschloß sich daher, auf eigene Verant- 
wortung das Gefecht weiterzuführen. 
Der frontale Angriff war mit den größten Schwierigkeiten verbunden und 
konnte ohne seitwärtige Unterstützung kaum gelingen. Aber eben jetzt stellten zur 
Rechten die Bayern infolge des auch an sie gelangten Befehls das Gefecht ein 
und zogen sich nach Langensulzbach zurück. Zur Linken jedoch stand das Xl. Korps 
bereit, entscheidend einzugreifen. Es bemächtigte sich des Albrechthäuserhofes und 
drang in den Niederwald ein. 
Vorwärts Wörth bestand der Kampf aus einer Reihe wiederholter Vorstöße 
von beiden Seiten, bei welchen vermöge der Beschaffenheit des Geländes der 
jedesmalige Angreifer sich im Nachteile befand. 
Allmählich jedoch gelang es, sämtliche Bataillone und endlich auch die Ar- 
tillerie des V. Korps auf das westliche Ufer der Sauer zu bringen, während das 
XI. Korps dort bereits feste Stützpunkte für weiteres Vorschreiten gewonnen hatte. 
Auf die bei Morsbronn eben in einer Rechtsschwenkung begriffene Infanterie 
stürzten sich nun trotz der denkbar ungünstigsten Bodenbeschaffenheit zwei 
Kürassier= und ein Lanzierregiment der Brigade Michel mit großer Entschlossenheit. 
Aber ohne Deckung im Terrain zu suchen, empfing das Regiment Nr. 32 in 
entwickelter Front die heranbrausende Schar von mehr als 1000 Pferden mit 
einem Feuer, welches namentlich den Kürassieren ungeheure Verluste bereitete. 
Einige Reiter durchbrachen die Schützenlinie und gelangten ins Freie; viele wurden 
im Dorfe gefangen; was übrig blieb, stürmte in wildem Ritt bis nach Walburg 
fort. Dort stießen die Versprengten auf das preußische 13. Husarenregiment, 
erlitten neue Verluste und verschwanden vom Schlachtfeld. 
Zwar gelang es der Infanterie des französischen rechten Flügels, die vordersten 
Abteilungen des Gegners bei Albrechtshäuserhof zurückzuwerfen; die weitere Be- 
wegung scheiterte aber an dem Feuer der neu demaskierten Artillerie. 
Nachdem endlich auch die letzten Bataillone über die Sauer vorgegangen 
waren, ging das XI. Korps unter beständigem Ringen Schritt vor Schritt durch
	        
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