Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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schienen sind. Noch bemerke ich, daß bei dieser Gelegenheit gefangen worden zu 
sein, der Stolz eines jeden Betroffenen sein darf; denn nur verwundet, oder nach- 
dem das Regiment auf seinem Heldenritt zwei Batterien und zwei Infanterie- 
kolonnen durchbrochen, konnte es den französischen Kürassieren gelingen, Gefangene 
zu machen. Es wäre unverantwortlich von einem Führer, seine Truppe in den 
sicheren Schlund des Todes hineinzuführen, wenn nicht zwingende Gründe vor- 
liegen. Dies war der Fall. Der Chef des Generalstabes des III. Armeekorps, 
Oberst von Voigt-Rhetz, kam zu unserem hochverehrten Brigadekommandeur 
von Bredow, den wir bei jeder Gelegenheit vorangesehen, und sagte: „Herr 
General, der kommandierende General hat mit dem General von Rheinbaben ver- 
abredet, daß Sie am Walde hier durchbrechen müssen, und Sie stehen noch ruhig 
hier?“ General von Bredow erwiderte: „Ich soll hier am Walde die Infanterie 
durchbrechen?“ „Jawohl,“ war die Antwort, „wir haben das Dorf bereits ge- 
nommen und können nicht an den Wald herankommen; das Schicksal der Schlacht 
hängt davon ab, daß alles aufgeräumt werde, was noch längs des Waldes steht. 
Sie müssen attackieren und zwar auf das energischste.“ Wir bildeten zwei Treffen, 
das Kürassierregiment auf dem linken Flügel den Waldessaum entlang, das 
Ulanenregiment auf dem rechten Flügel, hundert Schritt zurück. Unser braver 
General mit seinem Stabe (vier Offiziere), von denen er drei verlor, war un- 
gefähr mit den Kürassieren in gleicher Höhe. Die erste Batterie wurde nur mit 
zwei Geschützen fertig zum Feuern, und wir waren darin. Die Ehre, den Kom- 
mandeur zu holen, konnte ich keinem anderen überlassen, und ich glaube, ich habe 
ihn gefunden. Es war mir sehr klar, daß es sich bei diesem Todesritt nicht darum 
handelte, Trophäen heimzubringen, sondern alles niederzuwerfen, was noch 
zwischen Wald und Chaussee sich stehend befand. In der Batterie war alles 
niedergehauen, und so ging es in rasendem Jagen auf eine Infanteriekolonne, die 
niedergeritten und niedergehauen wurde, nachdem sie durchbrochen uns Schüsse 
nachschickte. Jetzt war das Regiment schon mit den Ulanen zusammengeschlossen. 
Eine zweite Batterie wurde attackiert, heruntergehauen, was nicht floh, und mit 
diesem fliehenden Teil ging es auf eine zweite Infanteriekolonne. Kurz, ehe sie 
erreicht, schwenkten aus einer Waldlücke zwei Schwadronen französischer Kürassiere 
in die Lücken des Häufleins, und nachdem die letzte Kolonne Infanterie über- 
ritten, schwenkte das Häuflein nun péle-mêle mit den französischen Kürassieren und 
den Ulanen rechts ab und jagte zurück. Vor der Batterie erhielt ich zwei Schüsse, 
die den Helm durchbohrten, ohne mich ernstlich zu berühren. Der Adjutant, von 
zwei Kugeln getroffen, stürzte vom Pferde; der eine Trompeter wurde herunter- 
geschossen, das Pferd des anderen verwundet; ich sprach noch eine Weile mit dem 
Rittmeister Heister, bis auch er fiel. Eine Weile war Leutnant Lampbell an 
meiner Seite, bis man ihm übel mitspielte beim Versuch, die Standarte den fran- 
zösischen Kürassieren zu entreißen, die er mit der linken Hand erfaßt hatte. Einige 
Leute hieben ihn wieder heraus. 
Nie werde ich es vergessen, wie ich, ungefähr an der Stelle, von der wir aus- 
geritten, dem ersten Trompeter, den ich fand, das Regimentssignal zu blasen be- 
fahl. Die Trompete war durchschossen, und es kam ein Ton heraus, der mir 
durch Mark und Bein ging. Auf meinen Ruf fanden sich von 11 Zügen (fünf 
waren detachiert gewesen) noch drei zusammen. Ein traurig ernstes Biwak, das 
folgte. Zwei Tage darauf waren wir wieder im Feuer.
	        
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