Full text: Der Weltkrieg. I. Band. (1)

Erwerbsgesellschaft gegen \Versicherungsgesellschaft 
  
ebenso wie Österreich-Ungarn, die Erhaltung unseres 
eignen politischen und territorialen Bestandes, waren 
auf dem Balkan und auch sonst in der Welt wesentlich 
an der Erhaltung des status quo interessiert, wollten offene 
Tür, freies Feld und Schutz für unsre wirtschaftliche Be- 
tätigung. Fürst Bülow hat einmal vom Dreibund gesagt, 
er sei eine Versicherungsgesellschaft, keine Erwerbsgesell- 
schaft. Von der Triple-Entente kann man sagen, daß sie 
in erster Linie eine Erwerbsgesellschaft war. Die britisch- 
französische Entente begann mit einem Aufteilungsver- 
trag, ebenso die britisch-russische Entente. Die Erwerbs- 
gesellschaft zeigte eine wesentlich stärkere Anziehungs- 
kraft als die Versicherungsgesellschaft; denn über das bloß 
negative Ziel der Sicherung des Bestehenden hinaus konnte 
sie Zuwachs an Land und Macht als lockende Aussicht 
zeigen. Je mehr es der geschickten Politik namentlich Eng- 
lands gelungen war, die Reibungen zwischen sich und seinen 
alten Gegnern Frankreich und Rußland teils durch ge- 
waltsame Aktionen, teils durch kluges Entgegenkommen 
zu beseitigen, desto mehr trat die einigende Kraft der nur 
durch eine Niederzwingung der Mittelmächte zu erreichen- 
den Ziele und geheimen Wünsche in Wirksamkeit, desto 
leichter wurde es der britischen Staatskunst, ihre gegen 
Deutschland, die stärkste Kontinentalmacht und den ge- 
fährlichsten Rivalen in der Weltwirtschaft und der See- 
geltung, gerichtete Einkreisungspolitik durchzuführen. 
Um so schwerer wurde es auf der andern Seite für die 
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