Vereinheitlichung des Oberbefehls im Osten
Platze sei, zur Sprache gebracht. Die militärischen Be-
rater des Kaisers hatten jedoch damals mit Entschieden-
heit an General von Falkenhayn festgehalten. Der Kanzler
erzählte mir jetzt, daß der Kronprinz von Bayern neuer-
dings an den Grafen Lerchenfeld, der diesen kurz zuvor im
Gefolge des Königs von Bayern in seiner Hauptquartier be-
sucht hatte, einen Brief mit den heftigsten Vorwürfen gegen
die Oberste Heeresleitung geschrieben habe. Auch andere
hohe Offiziere seien jetzt zu der Ansicht gekommen, daß
die Oberste Heeresleitung in ihrer derzeitigen Zusammen-
setzung den Schwierigkeiten der Lage nicht gewachsen sei.
Der Kanzler hatte inzwischen bereits die Übertragung des
Oberbefehls über die gesamte Ostfront einschließlich der
österreichisch-ungarischen Truppen an den Feldmarschall
von Hindenburg verlangt. Der Chef des Generalstabs der
österreichisch-ungarischen Armee Conrad von Hötzendorff
war alsbald mit dem Antrag befaßt worden, hatte aber
zunächst abgelehnt. Einige Tage später hörte ich, daß der
ungarische Ministerpräsident Graf Tisza sich entschieden
für die Übertragung des Oberbefehls an Hindenburg aus-
gesprochen habe. Am 18. Juli waren die Generale Conrad
von Hötzendorff, von Falkenhayn und Ludendorff zur
Besprechung der Angelegenheit in Berlin; eine Einigung
kam nicht zustande.
Ich war in den folgenden Tagen in München und Stutt-
gart. Sowohl der König von Bayern wie der König von
Württemberg sprachen sich mir gegenüber aus eigener
IOI