Notwendigkeit der Öffnung des Donauweges
Offensive in Galizien vorbereite und dafür seine Truppen
brauche. Ich fragte nach dem strategischen und poli-
tischen Ziel; die Säuberung Ostgaliziens und die Befreiung
Lembergs ständen nach meiner Ansicht politisch und
schließlich auch militärisch doch weit hinter einer end-
gültigen Eingliederung des Balkans in unser politisch-
strategisches System zurück. Der Kanzler entgegnete,
nach Falkenhayns Ansicht sei die russische Armee furcht-
bar mitgenommen; der jetzt beginnende neue Angriff solle
das Werk vollenden; beim Durchhalten dieses Programms
hoffe die Oberste Heeresleitung in wenigen Wochen die
russische Offensivkraft, zum mindesten für den Rest des
Sommers, endgültig zu brechen; es sei für ihn, den Kanzler,
auch wenn er weniger zuversichtlich denke als Falkenhayn,
sehr schwer, dem siegreichen Feldherrn in den Arm zu
fallen.
Am nächsten Vormittag sprach ich mit dem Unter-
staatssekretär Zimmermann und einigen meiner Freunde
vom Auswärtigen Amt über dieselbe Frage. Die italie-
nische Kriegserklärung war inzwischen sicher geworden,
und der Kanzler hatte sich entschlossen, am nächsten
Abend mit Herrn von Jagow nach dem Großen Haupt-
quartier zu reisen. Mir schien von dem richtigen Entschluß
in dieser kritischen Lage für den Ausgang des ganzen Kirie-
ges so viel abzuhängen, daß ich für meine Person nichts
versäumen wollte. Ich übergab deshalb dem Kanzler vor
seiner Abreise die nachstehende Niederschrift:
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