104 Der Entscheidung entgegen.
des oben gestreiften Artikels desselben Verfassers vom
15. März nagelt der Offiziosus diesmal fest, daß die
Friedensstärke des russischen Heeres auf 2 300 000
Mann erhöht worden sei. Da die Heere ODeutschlands,
Osterreich-Ungarns und Italiens 880 000 + 500 000
+ 400 000 Mann betrügen, so sei Rußland berechtigt,
von Frankreich einen Stand von 770 0O00 Mann zu
erwarten; was nur bei Aufrechterhaltung des Orei-
jahresdienstes zu erreichen sei. In fetten Lettern
gesetzt war der Schlußsatz: „Frankreich und Rußland
wollen den Krieg nicht; aber Rußland ist bereit, und
es hofft, daß Frankreich es gleichfalls sein werde.“
In geheimer Sitzung genehmigte am 25. Juni die
Reichsduma eine Reihe wichtiger Rüstungsvorlagen
(neue Pulverfabrik, Verlängerung der aktiven Oienst-
zeit um 3 Monate, Heerstraßen an der Westgrenze,
Verstärkung der Schwarzmeerflotte, Minen, Ilug-
wesen, Verbot der Pferdeausfuhr u. a. m.).
An demselben Tage lief ein britisches Ge-
schwader in Kronstadt ein.
Inzwischen hatte sich der britische Marineminister
Churchill durch ein Vierzig-Millionen-Abkommen mit
der Anglo-Persian Oil Companp die ausreichende Ver-
sorgung der britischen Flotte mit Ol als Teilersatz für
die nach wie vor unentbehrliche Kohle gesichert (An-
nahme seines Antrags im Unterhaus am 17. Juni
1914). Aus den übrigen Unterhausdebatten jener
Tage ist noch erwähnenswert die von Grey überlegen
abgetane Forderung des Zren Swift MacNeill:
das Parlament solle die auswärtige Politik
stärker kontrollieren dürfen. Haß damit an
einen der wundesten Punkte unserer modernen
Kultur gerührt war, beweist die nun folgende Vor-
geschichte des blutigsten aller Kriege Seite für Seite.