Hinter den Kulissen. 257
bar fallen gelassen, und Fürst Lichnowstky teilte das
in einem zweiten Telegramm dem Reichskanzler mit.
Die „Times“ vom 27. August gaben dagegen
eine Darstellung der Sache, die nicht mit den Tat-
sachen vereinbar ist. Danach sei von der französischen
Neutralität in einem deutsch-russischen Kriege gar keine
Rede gewesen. Es habe sich lediglich um einen „letz
ten verzweifelten Versuch“ gehandelt, zu sehen,
ob Heutschland veranlaßt werden könnte, neutral zu
bleiben, wenn England die Neutralität Frankreichs
garantierte. Unmittelbar nach der telephonischen
Unterhaltung, die um 11½ Uhr vormittags am 1. Ju-
gust stattfand, habe eine amtliche Unterredung mit
dem Fürsten Lichnowskp stattgefunden, in der deutlich
auseinandergesetzt worden sei, daß der Bündnisfall
für Deutschland auch den Bündniefall für Frankreich
bedeute. Wenn Deutschland kämpfen müsse, müsse
auch Frankreich kämpfen. Fürst Lichnowslp habe
erklärt, er habe das vorige Gespräch miß-
verstanden und nach Berlin eine Korrektur seiner
ersten Depesche geschickt. Dieses zweite Tele-
gramm sei „einfach unterdrückt“ worden, und die
Oeutsche Regierung veröffentlichte das ungenaue Tele-
gramm, um England ins Unrecht zu setzen.
ODazu ergriff die „Nordd. Allg. Zeitg.“ vom
5. September (1. Ausg. vom 6. September) das Wort
zu folgender Aufklärung:
Nach den hier vorliegenden Nachrichten hat Sir
E. Grey im Unterhaus erklärt, die von der Deutschen
Regierung veranlaßte Veröffentlichung des deutsch-
englischen Telegrammwechsels vor dem Kriege sei un-
vollständig. Fürst Lichnowmstp habe seine Meldung
über das bekannte Telephongespräch gleich
darauf telegraphisch zurückgezogen, nachdem
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