Die innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes. 47
scheiden. So dürfen wir, llug gemacht durch bittere
Erfahrung, die Reise General Frenchs nach Peters--
burg (Mitte Oktober 1907) binterher als eine poli-
tische Mission ersten Ranges einschätzen, die mancher
Generalstabsfahrt der folgenden Jahre die Marsch-
richtung gegeben haben dürfte.
Neval.
IZm allgemeinen pflegt der vorsichtige Beurteiler
diplomatisch-politischer Borgänge von den mit be-
sonderem Prunk in Szene gesetzten Begegnungen der
verschiedenen Staatshäupter, den Antritts- und Gegen-
besuchen, Ordensübermittlungen usw. nicht allzuviel
zu halten, und wir wollen gewiß nicht in den Fehler
verfallen, bloß ex eventu gewissen „Entrevuen“ der
letzten Zahre eine größere Bedeutung anzudichten, als
ihnen in Wahrheit zukommt. Aber man muß auch
nicht gar zu naiv und gutgläubig sein oder bleiben.
Ohne Zweifel ist das vor einem Jahrzehnt in den ersten
Maschen begonnene Netz, das uns erdrosseln sollte,
immer fester und fester um uns gespannt worden;
und zu diesem Unterfangen haben äußerlich so harmlos
aussehende Missionen wie die eben erwähnte Frenchs
sicherlich beigetragen.
Denn auf dem Juße folgte ihr am 9./10. Juli 1908
die Begegnung König Eduards VII. mit dem Zaren
Nikolaus II. zu Reval. Vorausgegangen waren ihr am
14. Mai die Eröffnung der französisch-englischen Aus-
stellung in London durch den Prinzen von Wales, den
jetzigen König Georg, und zwei französische Minister,
und Ende desselben Monats der Besuch des Präsi-
denten Fallieres. Am 25. Mai hatte König Eduard
darauf getoastet, daß die „Entente cordiale“ auch eine
Helmole, Der Welekrieg. 4