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nur weichen Ackerboden durchfurcht und durchaus nicht sich eignet,
schweres Erdreich tief aufzureißen. Angebaut werden die bekannten
Getreidearten Roggen, Weizen, Gerste und Hafer; mit der Sichel
wird die Frucht geerntet, auf der Tenne unter freiem Himmel aus—
gedroschen. Mittels Handmühlen (zerna — got. quairnus, ahd.
chuirna, altnd. querna, engl. quern, mhd. kürne), die aus zwei
durchlöcherten Mahlsteinen bestehen, deren oberer in kreisende Be—
wegung versetzt wird, gewinnt man aus dem Korn das grobe Mehl
zur Brotbereitung. Außer dem Getreide erbaut man Hülsenfrüchte,
Rüben, Hopfen, Hanf und Flachs. Noch wenig Pflege genießt der
Gartenbau und die Obstzucht, und erst in späterer Zeit wird durch
deutsche Mönche der Weinbau eingeführt. Auf den weiten Wiesen—
auen, die von leicht übertretenden Bächen und Flüssen bewässert
werden, findet sich ein kräftiger Graswuchs, welcher reichliches Heu
und Grummet liefert, wovon auch Ortsnamen mehrfach zeugen.
Als wesentlicher Zweig der Landwirtschaft wird natürlich auch
die Viehzucht betrieben. Rinder und Pferde grasen auf den weiten,
vielfach sumpfigen Triften, Herden von Borstenvieh liegen im
Schatten der Eichen= und Buchenwälder, Schafe und Ziegen weiden
an den Berglehnen; die Gehöfte sind belebt von Geflügel, zumal
von Hühnern, ja die spätere Zeit kennt sogar besondere sogenannte
Hühnerdörfer. Eine gewisse Vorliebe äußert sich für einen zarteren
Zweig der Tierzucht, die Bienenzucht, welche in viel bedeutenderem
Umfange als heute gepflegt wird und reichen Ertrag liefert; bedarf
man doch des Honigs zur Zubereitung süßer Speisen und Getränke,
vor allem zum Met, dem Lieblingstranke des Volkes. Im Walde
namentlich, dessen blumige Wiesen reichliche Nahrung bieten, werden
die fleißigen Tierchen gehegt und zwar in hohlen Bäumen oder
Bienenbeuten, welch letztere zur Winterszeit wohl in Erdkellern
Schutz und Verwahrung finden. Die hohe Bedeutung der damaligen
Bienenzucht erhellt daraus, daß es 965 im Gau Luzicy Honig-
zehnten und vollständig geordnete Genossenschaften von Zeidlern
und abgegrenzte Bienenheiden unter Obhut eines Bienenrichters gab.
Die weiten, dichten Waldungen beherbergen Raubtiere und
anderes jagdbares Wild in Hülle und Fülle; da hausen Bär und
Wolf, Fuchs und Luchs, Auer und Wiesent, Elentier und Eber neben
dem Wilde, das noch jetzt unsere Forsten bevölkert. Indes nicht
bloß reichliche Beute für den Jäger, auch ungeheuere Holzmassen
für den Ansiedler überhaupt gewähren diese Wälder. Die Apxt der
Holzfäller, die miteinander auch besondere Ansiedelungen bilden,
bringt weite Strecken Waldes zum Fall, zunächst freilich nur im