Full text: Die slawischen Siedelungen im Königreich Sachsen mit Erklärung ihrer Namen.

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Niederlande und an den Bächen und Flüssen auswärts. Daß es 
bei diesen Waldlichtungen nicht auf Gewinnung neuen Ackerbodens 
abgesehen ist, dafür zeugt der Umstand, daß man die Wurzelstöcke 
der gefällten Bäume stehen läßt, wie aus zahlreichen Namen hervor- 
geht. Zu wirklichen Rodungen, sowie zur Beseitigung von Wald- 
stücken durch Brand dürften die Sorben erst in späterer Zeit ver- 
anlaßt worden sein. Um die gefällten Stämme fortzuschaffen, 
nimmt man das Wasser in Dienst, und sehr bedeutend ist die 
Flößerei, welche auf der Elbe, der Mulde und Saale, der Weißeritz, 
Kirnitzsch, Zschopau, weißen Elster, Gera, Havel und Spree be- 
trieben und durch die Namen Plau, Plaue oder Plauen beurkundet 
wird. Liegen diese ehemaligen Floßplätze mehr im Bereiche des Hügel- 
landes, so entsprechen ihnen, wie es scheint, im Niederlande an den- 
selben Gewässern mehrere „Berline“ als Endstationen der Flößerei; 
denn der Name bezeichnet wohl einen Floßrechen oder Flößholzfang?). 
Die mehr als jetzt wasserreichen und noch nicht verunreinigten 
Flüsse, Bäche und Teiche laden die Anwohner zur Fischerei ein, 
welche so ergiebig ist, daß die Fischer ausschließlich von ihr leben 
und dem Ackerbau fern bleibend ohne eigene Feldmark in ganzen 
Dorfschaften beisammen wohnen. Diese Fischerdörfer heißen noch 
in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters mit ihrer slavischen 
Benennung Kietze. 
Wie schon angedeutet, treibt der Fluß noch keine Wasser- 
mühlen, sondern mit der Hand in Bewegung gesetzte Mühlsteine 
zerreiben das Korn. Diese werden mit eisernem Werkzeug im 
Lande gebrochen, wo Steinberge geeignetes Material bieten; und 
wie wir verschiedene Mühlstellen kennen lernen, die heute Sor- 
nitz oder Sörnewitz heißen, so auch mancherlei Mühlsteinbrüche, wie 
Sornzig bei Mügeln, Sörnzig am Rochlitzer Berge, wo noch jetzt 
solche Steine gewonnen werden. Dagegen scheint das mächtige 
Elbsandsteingebiet von Pirna, wo nur vereinzelte Siedelungen sich 
entdecken lassen, damals noch nicht erschlossen worden zu sein; 
wenigstens schweigen davon die dort sich findenden Namen, und 
Posta ist geradezu als Ode oder Einsiedel zu verdolmetschen. 
Mancherlei Spuren deuten darauf hin, daß den Sorben der 
Bergbau nicht ganz fremd ist; einzelne Namen scheinen auf die 
Anlage von kleinen Gruben zu weisen, in denen die Erzschätze aus- 
gebeutet werden, wenn auch die tiefer gehende Betreibung des Berg- 
baues erst durch die einwandernden Sachsen erfolgt. Der Ver- 
  
1) Siehe meinen Aufsatz: Über den slavischen Namen Berlin in Herrigs 
Archiv LXIX. (1883.) S. 201 f.
	        
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