Full text: Die slawischen Siedelungen im Königreich Sachsen mit Erklärung ihrer Namen.

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zubringen. Denn ein eigener Priesterstand, wie er sich wenigstens 
bei den baltischen Slaven entwickelt hat, scheint den Sorben ebenso 
wie den andern slavischen Völkern der alten Zeit fremd zu sein!). 
Die Opfer werden in Anwesenheit der Männer, Frauen und Kinder 
einer Sippe, meist in dem befestigten Burgwalle, also auf Hügeln 
und in Hainen auf mächtigen Opfersteinen dargebracht und bestehen 
in der Schlachtung und Verbrennung von Tieren, besonders Rin— 
dern und Schafen, wie auch in der Darbringung von Feldfrüchten. 
Eine solche geweihte Stätte, einen uralten heiligen Wald in der 
Merseburger Gegend, Zutibure genannt (richtiger Zuetibure — 
tsch. svatobor, d. i. heiliger Hain und zwar Fichtenhain, wie 
PN. Suetepulc bei Thietmar = Svatopluk), dessen Thietmar:) 
gedenkt, läßt erst der Vorgänger dieses Bischofs wegschlagen, um 
an seiner Stelle eine christliche Kirche zu errichten. 
Der Boden, auf welchem der slavische Kultus erwächst, ist die 
Natur. Man verehrt einen obersten Gott, den Schöpfer des Him- 
mels und der Erde, den Urheber des allerfreuenden Lichtes und des 
das Menschenherz erschütternden Gewitters. Das höchste Wesen in 
seiner Eigenschaft als Donnergott heißt Perun, d. i. der Donner= 
schlag, der Wetterstrahl, der aus der Höhe kommt; darum wird dem 
Gotte gleich dem germanischen Donar auf Bergen geopfert, bei den 
Sorben wahrscheinlich auf dem Sonnensteine bei Pirna, das von 
ihm den Namen erhalten haben dürfte — Perunova gora. Die 
Personifikation der reinen, heiteren Himmelsluft, des Windes und 
Wetters ist der insbesondere bei den baltischen Slaven verehrte 
Svantovit. Er ist der Sieg= und Segenspender, überschaut und 
umfaßt das weite Weltall, weshalb er auch vierköpfig dargestellt 
wird, und hat sein Hauptheiligtum, einen wundersam geschmückten 
Tempel, auf dem einsamen Kreidefelsen von Arkona. Ob er bei den 
Sorben, welche ihn Svatovit genannt haben müßtens), ebenfalls ver- 
ehrt wurde, läßt sich nicht erweisen. Dieselbe Unsicherheit besteht 
hinsichtlich der Verehrung des bei den Elbslaven in Ansehen stehen- 
den Triglav, des dreiköpfigen Gottes. Zu diesen gesellen sich noch 
Radigast, dessen Wesen noch unaufgeklärt ist, der Gott des Mor- 
  
1) Krek, Einleitung in die slavische Literaturgeschichte, 1887. S. 170. 411 f. 600. 
2) Chron. I. VI, S. 160 Wagn.: Lucum Zutibure dietum ab accolis 
ut Deum in omnibus honoratum et ab aevo antiquo nunquam violatum 
radicitus eruens sancto martyri Romano in eo ecclesiam construxit. 
3) Völlig haltlos sind daher die landläufigen Beziehungen der ON. Schmanne- 
witz oder Schwannewitz bei Dahlen, Wantewitz bei Großenhain und Schwanditz 
im Altenburgischen auf den oben genannten Gott.
	        
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