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kräftiges Vorrücken der deutschen Herrschaft nach Osten zu herbei—
geführt wurde; aber einen der sich unterordnenden Häuptlinge,
Zistibor oder Gestibor, ließ das eigene Volk diese Unterwürfigkeit
mit dem Tode büßen. 880 vernichtete Markgraf Poppo die Scharen
der Daleminzier und Böhmen, welche unter furchtbaren Verwüstungen
bis zur Saale vorgedrungen waren, und 892 schlug er wieder-
um einen verwegenen Angriff der Feinde zurück, doch wurde Bischof
Arno von Würzburg, der zu Hilfe gezogen war, bei der Rückkehr
am Fuße des Erzgebirges von den Slaven überfallen und mit den
Seinigen niedergehauen).
Mit diesen mannigfaltigen Kämpfen wurde die eigentliche Er-
oberung des Slavenlandes angebahnt und endlich im Beginne des
zehnten Jahrhunderts von den Deutschen im sorbischen Elblande,
in Daleminzien selbst wirklich Fuß gefaßt. Wie bekannt, ist es
König Heinrich I., welcher, nachdem er schon 906 unter seines
Vaters Leitung mit den Feinden sich gemessen, alsbald nach der
Niederwerfung der nördlich wohnenden Heveller und der Einnahme
ihres Hauptortes Branibor oder Brennaburg auch im Süden die
Daleminzier siegreich bekämpfte. Der feste Ort (urbs) Gana, d. i.
Jahna bei Ostraus), wurde, wie Widukind berichtet25), nach zwanzig-
tägiger Belagerung erstürmt, alle waffenfähigen Bewohner er-
schlagen, die Unerwachsenen zur Sklaverei bestimmt und der Grund-
besitz an die deutschen Krieger verteilt. Doch dabei ließ es der
thatkräftige König nicht bewenden. In dem eroberten Lande wird
um 928 oberhalb des Fischerdorfes Misni an der Elbe auf be-
waldetem Berge eine deutsche Burg angelegt, das nachmalige Meißen,
als festes Bollwerk gegen die unruhigen Sorben und als Stütz-
punkt für alle weiteren kriegerischen Unternehmungen"). Von hier aus
unterjochte Heinrich auch die Milzener und machte sie zinspflichtig.
Indem so mitten hinein in das Herz von Sorabien die deutsche
Herrschaft drang und das Gewonnene mit gewaffneter Hand fest-
hielt und durch die Einführung des Christentums noch enger an
sich fesseltes), schwand der Widerstand allmählich wenigstens im
1) Thietmar Chron. I, S. 4 Wagn.
2) Nicht Jahna bei Meißen, wie Posse CS. I, 1, 5 meint, da dessen alter
Name, der seit Anfang des 13. Jahrhunderts urkundlich Kanin lauket, nicht mit der
obigen Form sich vereinigen läßt; zu dieser fügen sich aber sehr wohl die anderen
urkundlichen Benennungen für das oben bezeichnete Dorf: Gaina, Gan.
3) Mon. Germ. S8S. III, 432.
) Thietmar Chron. I, 9.
5) Nicht geringen Widerstand setzten allerdings auf lange Zeit hin die Sorben
der Einführung der neuen Lehre entgegen. Klagt doch unter anderm Bischof